Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

23. Juni 2020, 15:00 Uhr

0107

Pieter van Lint

(Antwerpen 1609 - 1690 Antwerpen)

„Der verlorene Sohn“
1640er Jahre
Öl auf Leinwand
115,5 x 84 cm

Provenienz

deutsche Sammlung

Gutachten von Dr. Paul Huys Janssen, 's-Hertogenbosch, 22. Februar 2019, liegt in Kopie bei.
Dr. Hans Vlieghe hat die Zuschreibung an Pieter van Lint ebenfalls unabhängig bestätigt (anhand von Fotos).

Schätzpreis: € 12.000 - 20.000
Ergebnis: € 19.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Ohne Limit / This Lot is offered without reserve

Der aus Antwerpen stammende Künstler Pieter van Lint lebte von 1633 bis 1640 in Italien und stand dort u.a. im Dienste des Kardinals und Bischofs von Ostia, Domenico Ginnasio. Zudem wurde er für die malerische Ausschmückung der Familienkapelle Cibo in der Basilika Santa Mara del Popolo in Rom beauftragt. War sein Schaffen zunächst von seinen flämischen Lehrmeistern Roelant Jacobs und Artus Wolffort beeinflusst, wurde er in Rom besonders von dem zu dieser Zeit vorherrschenden Stil Guido Renis und der klassizistischen Bologneser Schule geprägt. Pieter van Lint studierte des Weiteren die antike römische Bildhauerkunst in Zeichnungen. Nach einem Aufenthalt in Paris um 1640/41, wo er die Kunst Nicolas Poussins kennen lernte, kehrte van Lint 1642 in seine Heimatstadt zurück.

Das Gemälde „Der verlorene Sohn“ entstand kurz nach Pieter van Lints Rückkehr nach Antwerpen und zeigt die Verarbeitung der klassizistisch-barocken Tendenzen, die der Künstler in Italien und Frankreich kennengelernt hatte. In charakteristischem Stil werden die Umrisslinien betont und die Formen idealisiert. Die kraftvolle Modellierung in hellem Licht belebt das Inkarnat des Jünglings und unterstreicht dessen muskulöse Statur.

Das beliebte Bildthema der Rückkehr des verlorenen Sohnes ist aus dem Lukasevangelium (15,11-32) entnommen: Ein junger Mann verschleudert sein Erbe in einem fernen Land. Nachdem er all sein Geld verloren hatte, war er gezwungen als Schweinehirt zu arbeiten. Er betete um Vergebung und wird schließlich von seinem Vater zuhause wieder willkommen geheißen.
Pieter van Lint stellt einen knienden jungen Mann in zerrissenem Gewand dar. Rechts erblickt der Betrachter einen aus dem Trog fressenden Eber, ein Verweis auf die einst geächtete Tätigkeit des Schweinehütens. Mit gefalteten Händen und den Blick beinah flehend gen Himmel gerichtet, ist der Moment der Reue und des Sündenbekenntnisses festgehalten. Die neutestamentliche Erzählung ist somit ein Gleichnis der Umkehr eines vom rechten Glauben Abgefallenen, der zu Gott zurückfindet.