Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

23. Juni 2020, 15:00 Uhr

0068

Hendrick van Somer (Hendrick de Somer), genannt Enrico Fiammingo zugeschrieben

(Lokeren um 1606/08 - um 1655 Neapel)

„Die Vision des Hl. Hieronymus“
um 1650
Öl auf Leinwand
124 x 93 cm

Provenienz

Versteigerung Hampel, München, 11. Dezember 2014, Lot 558;
Privatsammlung, Wien

Schätzpreis: € 12.000 - 20.000
Auktion ist beendet.

Der im flandrischen Lokeren geborene Hendrick van Somer verbrachte seine Lehrjahre in Antwerpen, ehe er 1622 nach Neapel berufen wurde und dort Zeit seines Lebens verblieb. Ab den 1630er Jahren wurde er Schüler und Mitarbeiter von Jusepe de Ribera. In dieser neapolitanischen Schaffensperiode greift van Somer auf Stilelemente seines Lehrmeisters und die caravaggeske Beleuchtung zurück.

Entgegen der gängigen Komposition des lesenden und in sich gekehrten Gelehrten in seiner Klosterzelle oder in seinem Studio, ist hier Hieronymus in jenem Moment dargestellt, in dem ihm die unheilvollen Vorboten des Jüngsten Gerichts erscheinen. Der Heilige ist in exponierter Haltung mit weit ausgestreckten Armen und entblößtem Oberkörper dargestellt, während er kniend zu Boden gesunken und sein Blick erschrocken auf die Posaunen gerichtet ist. Die traditionellen Attribute des Eremiten, wie der Totenschädel als Vanitas Symbol oder verschiedene Schriften, treten mystisch aus den Schatten hervor. Rechts wird der Ausblick auf eine weite und stürmische Landschaft freigegeben. Eine von oben links einfallende und wohl von den Posaunen ausgehende Lichtquelle verleiht der Darstellung eine bedrohliche Atmosphäre. Das dramatische Hell-Dunkel-Spiel hebt die anatomischen Details des Asketen zusätzlich hervor. In seiner starken Bewegtheit und muskulösen äußeren Erscheinung lassen sich Zitate antiker Vorbilder erkennen.
Zwei von Hendrik van Somer signierte Gemälde des Heiligen Hieronymus mit Landschaftsausblick, den Heiligen allerdings studierend dargestellt, befinden sich in der Galleria Nazionale d'Arte Antica di Palazzo Barberini, Rom (Inv.-Nr. 2330), und im Speed Art Museum, Louisville/ Kentucky(Inv.-Nr L21991.21); Letzteres ist in das Jahr 1651 datiert.