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Auktion: Alte Meister

23. Juni 2020, 15:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

0141

Hieronymus Cock

(Antwerpen 1510 - 1570)

und

Christopher Plantin

(Saint Avertin um 1520 - 1589 Antwerpen)

„Gedenkzug zu Ehren Kaiser Karls V. – La magnifica e suntuosa pompa funerale, fatta in Burselle il di XXIX di decembre, l’anno M.D.LVII nell’essequie dello nuittissimo Carolo quinto“
Antwerpen, Christoph Plantin & Hieronymus Cock, 1559 (Italienische Ausgabe)
Ohne Titel, (4), (4), (2) pp. (insg. 10 Textseiten mit Holzschnittumrahmungen), mit 3 Kupfertafeln, 32 numerierten Kupfertafeln (1 davon mehrfach gefaltet), zusätzlich 1 Tafel aus der Spanischen Ausgabe „Los senores de los consejos de Espana y de Italia“ aus der zweiten Ausgabe „Amplissimo hoc apparatu et pulchro ordine pompa funebris Bruxellis ...“ von 1616.
Gerollt (ca. 12 Meter), einige Tafeln mit tls. hinterlegten Einrissen, gebräunt. - Auf der Rückseite der Tafel mit den Insignien und Wappen Karls V. eine Notiz von alter Hand: „Kaissers Karl des funffen begrebnes so sein son / Konig philips auf hispanien zu brusell in brobant gehalten (?)“

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Literatur

vgl. Henk Nalis, The New Hollstein Dutch and Flemish etchings, engravings and woodcuts 1450-1700. The Van Doetecum Family, The Antwerp Years 1554-1575, Bd. I, Rotterdam 1998, S. 67-77, Nr. 84-117
vgl. Ausst.-Kat. Kaiser Karl V.: Macht und Ohnmacht Europas, Wilfried Seipel (Hrsg.), Kunsthistorisches Museum Wien, 2000, S. 351f.

Schätzpreis: € 1.000 - 2.000
Ergebnis: € 5.760 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Kaiser Karl V. starb am 21. September 1558 im spanischen Kloster San Yuste. Im ebenfalls habsburgisch regierten Brüssel, den sogenannten „spanischen Niederlanden“, organisierte sein Sohn und Thronerbe, Philipp II., am 29. Dezember desselben Jahres einen prunkvollen Umzug zum Gedenken an seinen Vater. Anlässlich dieser beeindruckenden Zeremonie erschien bereits 1559 auf Initiative des Wappenkönigs Pierre de Vernois ein prächtig illustriertes Gedenkalbum. Es ist Christopher Plantins erstes aufsehenerregendes Werk als Herausgeber und begründet seine erfolgreiche Karriere als Verleger. Er schuf die Textseiten. Hieronymus Cock, der Lehrer von Pieter Brueghel dem Älteren und selbst einer der bedeutendsten Zeichner und Kupferstecher seiner Zeit, entwarf die Vorlagen für die prunkvollen Illustrationen. Ebenfalls als offizieller Herausgeber genannt, war er auch für deren druckgrafische Umsetzung verantwortlich und ließ seine Entwürfe von den Gebrüdern Johannes und Lucas van Doetecum als Kupferstiche ausführen.
Das Gedenkalbum wurde in fünf Sprachen des Kaiserreiches Karls V. veröffentlicht – Niederländisch, Französisch, Deutsch, Spanisch und Italienisch. Es wurde in Buch- oder Rollenform verkauft. Jeder in Europa sollte die Möglichkeit haben, die historischen Ereignisse als Bildgeschichte mitzuerleben. Besonders die gerollte Ausgabe in Form eines ca. 12 Meter langen Frieses verdeutlicht die Länge des damaligen Trauerzuges und unterstreicht damit die Absicht, die herausragende Bedeutung dieser Versammlung der damaligen Machtelite hervorzuheben.