Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

04. März 2020, 17:00 Uhr

0586

Rudolf Polanszky*

(Wien 1951)

„Reconstructions“
2002
Plexiglas, Farbe, diverse Materialien auf Leinwand; ungerahmt
121 x 97 cm
Rückseitig signiert, datiert und bezeichnet: Polanszky 02 Reconstructions

Provenienz

2004 von Franz West geschenkt bekommen;
seither Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 25.000 - 45.000
Ergebnis: € 66.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

„Das Konzept von Kunst schien mir als das Schwierigste, und daher als das Gewinnendste“
(Rudolf Polanszky in Gagosian Quarterly Winter 2019, Interview mit Hans Ulrich Obrist, https://gagosian.com/quarterly/2019/10/22/gagosian-quarterly-winter-2019/)

Mit seiner einzigartigen Position schreibt sich Rudolf Polanszky mit seinen „reconstructions“ seit den 90-er Jahren in die Geschichte des Materialbildes ein. Er verwendet industrielle Materialien wie Plexiglas, Metall, Spiegelfolie oder Kunstharz in einem System, das an moderne Wissenschaften erinnert. Die Beschäftigung mit Ideenvorstellungen der Mathematik, der Erkenntnistheorie und der Philosophie führte ihn zu eigenen Überlegungen: Nämlich wie man festgefahrene Vorstellungen davon, wie etwas auszusehen hat, umgeht.
Zentral ist dabei die „Ad-hoc-Synthese“, die er als Grundlage seiner Kunst entwickelt hat. Um sich nicht von vorgeprägten Vorstellungen beeinflussen zu lassen, fügt er verschiedenste Materialien und Formen quasi zufällig zusammen. „Polanszky’s Ad-hoc-Synthesen sind vom Interesse getragen, keine eindimensionale geradlinige Referenz zu erzeugen, sondern nach allen möglichen Richtungen die verschiedensten Referenzen fast, aber eben nur fast zu erzeugen.“ (Hans Martin Prinzhorn, Transaggregate Strukturen, Rede zur Ausstellungseröffnung 2009, in Katalog zur Ausstellung Rudolf Polanszky – retrospektiv, ©2018 Konzett Galerie, Wien)
So sucht er gebrauchte Materialien mit eigener Identität und Geschichte, lässt sie teilweise verrotten, holt sie später wieder hervor, um ihnen eine neue Struktur und Geschichte einzuhauchen. So befreit er diese Elemente von ihrer eigentlichen Nützlichkeit, und damit die Kunst selbst von ihren traditionellen Begrenzungen.
Der Künstler entzieht sich in seinem Werk allen Kontrollmechanismen und kann darum eigene Denkmuster entwickeln. „Es zeichnet Polanszky aus, dass er vor allem am objektivierenden, erkenntnisorientierten Gespräch mit sich selbst, an der Analyse seiner Empfindungen interessiert ist, und nicht auf das konforme System des Marktes schielt.“ (Benedikt Ledebur, hyperbolische Räume, Benedikt Ledebur zur Ausstelllung 2010 in Katalog zur Ausstellung Rudolf Polanszky – retrospektiv, ©2018 Konzett Galerie, Wien)
Diese Aufrichtigkeit im Werk des Künstlers wird mehr und mehr erkannt und geschätzt. Sein Werk erreicht in den letzten Jahren Spitzenpreise, und im März 2020 eröffnet eine Polanszky-Schau in der New Yorker Gagosian Gallery. Die Wiener Secession widmete ihm bereits 2018 eine Einzelausstellung, und seine Werke finden sich in den Sammlungen des Belvedere Wien und des Rubell Museums, Miami.
(Alexandra Markl)