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Auktion: Zeitgenössische Kunst

04. März 2020, 17:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

0621

Max Weiler*

(Absam bei Hall i. Tirol 1910 - 2001 Wien)

„Morgenwolken“
1989
Eitempera auf Leinwand; gerahmt
70 x 80 cm
Signiert und datiert unten: Weiler 89
Rückseitig signiert, datiert und bezeichnet: Weiler 89 "Morgenwolken"

Provenienz

1990 erworben in der Galerie Würthle;
seither Privatsammlung, Niederösterreich

Schätzpreis: € 50.000 - 80.000
Ergebnis: € 85.650 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

„Dieses Grün möchte Pflanze werden, Strauch oder Quell, dieses Blau will Blume sein, Wolke oder Fels, dieses Rot will Erde werden, Baum oder Sonne, dieses Grau will sein Nachbar sein, Nachbar von Moos, Sonne und Strauch. Dieses Strichwerk will Wurzelgrund sein und Blütenstaub, Bergformation und Felsstruktur. Und Wolke und Stein, Blume und Baum wollen wieder nichts anderes als Farbe sein, ein Wehen in den Lüften, ein Strömen über die Erde, ein Schein im Himmel, ein Traum im Kopf des Künstlers und bereit zu neuen Verwandlungen.“ (Otto Breicha, Weiler. Die innere Figur, Salzburg 1989, S. 287)

Ein neuer Lebensabschnitt beginnt: 1981 hat Max Weiler die Professur an der Wiener Akademie niedergelegt und malt mit ungebrochener Schaffenskraft an seinem Spätwerk. Dabei greift er auf einen in siebzig Lebensjahren erworbenen Formenschatz zurück, den er mit beeindruckender Souveränität zu handhaben weiß.
Nach dem Tod seiner ersten Frau Gertraud tritt mit Yvonne J. Fahlström eine neue Frau in sein Leben, die 1991 seine zweite Frau wird. So bringt diese neue Liebe Optimismus und eine Art Aufbruchsstimmung in des Künstlers Leben und mit leuchtenden Farben in prächtiger Vielfalt auch in sein Werk. Auch das gehäufte Auftreten des Präfix „Morgen-“ im Titel mehrerer Bilder, die um 1990 entstanden sind, versinnbildlicht diesen Aufbruch. Was gibt es Schöneres als die glitzernden Farben der Natur im ersten Sonnenlicht, die frischen Farben der Blüten im Frühling – dem Morgen eines neuerwachenden Jahres – und die Tatenkraft, die ein Mensch in seiner Jugend – dem Morgen des Lebens – versprüht.

Ein prächtiges Morgenrot taucht die über den Himmel ziehenden Wolken in alle erdenklichen Gelb- und Orangetöne. Darunter erwacht die Natur zum Leben und reckt sich begierig zum lebensspendenden Sonnenlicht empor. Runde Formen wirbeln über die Bildfläche, verdunstende Tautropfen, von der ersten Morgenluft aufgewirbelte Pollen, die den Blütenstaub als neues Leben in die Welt hinaustragen: Max Weiler überlässt es dem Betrachter, eine genauere Deutung vorzunehmen. Er selbst „läßt das Wachsen, das Drängen aus der Erde, das Blühen, das Licht, das Zueinander von Formen und Farben, von Festem und Fließenden metaphernartig erkennen und erleben“ (Kristian Sotriffer, Das innere Leben, in: Otto Breicha, Weiler. Die innere Figur, Salzburg 1989, S. 294) und erschafft so Bilder, die selbst Natur sind. (Sophie Cieslar)