Auktionshaus

Auktion: Jugendstil & Design

03. Dezember 2019, 15:00 Uhr

0186

Arno Lehmann*

(Berlin 1905 - 1973 Salzburg)

„Katze“
1955
Keramik, schamottierter Ton, gegossen, geschnitten, farbig glasiert, Oxidationsbrand
H. 63, 8 cm

Provenienz

Privatbesitz, Wien

Literatur

vgl. Max Kaindl-Hönig, Arno Lehmann, Keramik, Plastik, Malerei, Salzburg 1983, Abb. S. 65;
vgl. Reineking von Bock, Schümann, Keramik. Sammlung Gertrud u. dr. Karl Funke-Kaiser, Köln 1975, Abb. 445 S. 320

Schätzpreis: € 6.000 - 10.000
Ergebnis: € 9.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die Katze als Basilisk. Ehe der Entwicklung, die sich durchaus gleichzeitig angebahnt hat, nachgegangen werden soll, ist es notwendig, darzustellen, was Arno Lehmann in der Blütezeit als Keramiker hervorgebracht hat (...) die Katze hat in Lehmanns Tierplastik das Prädikat der Seltenheit. Sie schafft Distanz, nicht Wärme, sooft er die Figur mit seiner Idee von "Katze" begegnet. Eine Verwandte des großäugigen asiatischen Typus, den er 1952 gemalt hat, kehrt um 1954 als Mosaik in einer Komposition zu dritt wieder: sehnige Körper, mit dem Gewicht von Farbflecken einander umkreisend wie ein imaginäres Schwungrad, bringen die Muster eines Katzenkarussels hervor, das vor dem Betrachter nicht stillstehen will. Eine hypnotische Kraft bewegt es. Und dann die ganz andere, die schmale, hochgebaute Ägypterin, vergleichbar mit Tuschbildern, "Katze" (1952 und 1954/55): Diese Lehmann-Katze war jene von Cannes, ausgestellt neben Gazelle und Meeresfischen. Sie ist ein Unikum ihrer Art: als stehende Art: als stehende Plastik mit der Haut von Mosaik überzogen. In einer nachfolgenden Variante ist das Gesicht konkav, und die basilkenhaften Züge erscheinen darin eingeschnitten. Auch der Körper ist von Mulden durchsetzt, die wie bresthaft oder glühend wie Krateröffnungen wirken, je nachdem, wie das Licht auf den satten, narbigen Glasuren spielt (1955). Wenn man weiß, daß Lehmann die Urform der Figur an irgendeinem Stück Brett von katzenartigem Umriß entdeckt und sie eben damit als "Mosaikkörper" gestaltet hat, so verklärt sich das geheimnishafte dieses keramischen Wesens noch einmal: Es tritt aus dem Schleier der Metamorphose hervor, mit dem es auf den Gestalter zugegangen ist, unheimlich deckungsgleich mit dem Leben- auch eines toten Dings.
(Textausschnitt von Max Kandl-König, Arno Lehmann, 1983)