Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

04. Dezember 2019, 16:00 Uhr

0703

Hans Bischoffshausen*

(Feld am See/Kärnten 1927 - 1987 Villach)

„o.T.“
1955
Mischtechnik auf Papier auf Karton; ungerahmt
63,5 x 34 cm
Signiert und datiert rechts unten: Bischoffshausen 55

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 5.000 - 8.000
Auktion ist beendet.

Die zur Auktion gelangende Auswahl an Werken Hans Bischoffshausens bietet einen chronologisch wie auch stilistisch breit gestreuten Einblick in das Schaffen des 1927 geborenen Kärntners. Die materielle, formale und inhaltliche Vielfalt mag bei dem in erster Linie für seine monochrome Phase bekannten Maler überraschen. Doch Bischoffshausen musste sich die Monochromie erst „erarbeiten“, ja, sich nach einer stark durch den zweiten Weltkrieg geprägten Jugend überhaupt erst die Malerei und ihre moderneren Entwicklungen erschließen.
Vor allen Dingen das Werk Paul Klees sollte dabei in der ersten Hälfte der 1950er Jahre prägend für den jungen Maler sein. Besonders stark sichtbar wird diese Affinität in einer Serie von „Buchgraphiken“ aus den Jahren 1952/53: Auf aus Büchern gerissenen Einzelseiten fertigte Bischoffshausen linienartige Zeichnungen in reduzierter Farbpalette (meist schwarz und rot), die stark an Klees Graphiken um 1940 erinnern.
In der 2. Hälfte der 1950er Jahre war Bischoffshausen dann künstlerisch im „Jetzt“ angekommen und setzte sich mit internationalen zeitgenössischen Tendenzen auseinander (z.B. Dripping Verfahren in Anlehnung an Jackson Pollock und gestische Malerei, siehe Kat.-Nr. 704).

Doch sein Weg führte ihn um 1960 (geographisch) nach Paris und (stilistisch) weg von jenen „tachistischen Farbschlachten“ (A. Rohsmann, Bischoffshausen, Klagenfurt 1991, S. 81), weg von „der Überbetonung der emotionalen Anteile bei der Bildfindung“ (ibid.) und von „vorfabrizierten Gefühlswelten aus Farbtuben und -töpfen“ (H.B. 1965). Bischoffshausen fand seinen persönlichen Stil im Unpersönlichen, in einer entemotionalisierten und entpersonalisierten künstlerischen Ausdrucksweise, die sich in asketischer Monochromie und in der radikalen Reduktion des Bildvokabulars auf einige wenige Strukturelemente zeigte. Auch abseits seiner großformatigen Arbeiten betrieb er „Strukturforschungen“, verwendete (auch) vorgefertigte Materialien als Strukturelemente, collagierte weißes Seidenpapier auf weißen Bristol-Karton, bearbeitete Papier durch Reißen, Durchlöchern, Knüllen, Kleben, Prägen.

Im Spätwerk Bischoffshausens sollte sich noch einmal eine überraschende Wende ereignen. Mit der Begründung, „die Monochromie nicht mehr ertragen zu können“ (H.B. zit. nach Rohsmann 1991, S. 178) kehrten die Farben und zusehends auch das Persönliche, Expressivität und Emotion zurück in Bischoffshausens Œuvre. In seinen letzten Lebensjahren schuf Bischoffshausen eine sehr persönliche, „wilde grafische Arbeit, ohne Maske, in Unrast“ (H.B. 1987), die von der Verzweiflung und Verletzlichkeit des fast komplett erblindeten und schwer alkoholkranken Malers zeugt. (Clara Kaufmann)