Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

04. Dezember 2019, 16:00 Uhr

0777

Max Weiler*

(Absam bei Hall i. Tirol 1910 - 2001 Wien)

„Sommerzeichen“
1989
Eitempera auf Leinwand; gerahmt
200 x 200 cm
Signiert und datiert rechts unten: Weiler 89
Rückseitig auf dem Keilrahmen signiert, datiert und betitelt: Weiler 1989 ,Sommerzeichen'

Provenienz

Kunsthandel Innsbruck;
Privatbesitz, Tirol

Ausstellung

1991, Prag Nationalgalerie

Literatur

Otto Breicha, Weiler. Die innere Figur, Galerie Welz Salzburg, Wien 1989, S. 410, Abb. 411; Yvonne Fahlström (Hg.), Weiler. Das Spätwerk 1973-1991, Ausstellungskatalog, Nationalgalerie Prag 1991, S. 160, Abb. 161.

Schätzpreis: € 150.000 - 250.000
Ergebnis: € 197.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Max Weiler und sein Spätwerk

Im Spätwerk von Max Weiler konzentriert sich seine Malerei auf die Natur und die Landschaft. Monat für Monat, quer durch die Jahreszeiten beschreiben die Titel seiner Arbeiten das Wesen der Landschaft: Bäume wachsen in den Himmel, Pflanzen breiten sich aus, Blumen tanzen farbig in der Luft, Berge formieren sich, Wolken hängen herab. Das alles formt sich zu einer Bildfläche, die immer abstrahierender wird und schließlich das Bildgeschehen in befreiender Farbe auflöst. Der Betrachter darf seiner Fantasie freien Lauf lassen und Assoziationen sind erwünscht.
Max Weilers Vorzeichnungen in Graphit bleiben manchmal unausgefüllt auf der Leinwand. Sie bilden auch die Basis aufeinander liegender Farbschichten, sodass die Formen zurücktreten und nur die Farbflächen die Kraft der Natur zum Ausdruck bringen. Seine bevorzugte Malweise war seit 1960 Eitempera. Eitempera besteht aus wasserverdünntem Eigelb als Bindemittel und einem Farbpigment. Diese Technik wurde bereits in der Antike verwendet.
Die späten Jahre sind also ein Bekenntnis zur Farbe und ein Bekenntnis zur Natur.
Ein Highlight aus Max Weilers Spätwerk, das Gemälde „Sommerzeichen“ aus dem Jahr 1989 bringt all das zum Ausdruck:
Wie eruptive Farbkaskaden breitet sich hier die Malerei über die Leinwand, man kann den pflanzenähnlichen Formen quasi beim Wachsen zusehen. Das Bild bekommt noch von oben eine Dynamik, die uns in das Zentrum des Bildes hineinzieht. Je nach Stimmung lassen wir uns überraschen, was uns in der Bildmitte zwischen den Farberuptionen erwartet oder wir suchen in ihr einfach nur Geborgenheit.
Nachvollziehbar ist auch Weilers Nähe zum Berg, wie es im Bild „Blauer Berg“ von 1991 auch im Titel klar zum Ausdruck kommt. Max Weiler bezeichnete sich einmal als „Bergbewohner“. Damit meinte er nicht nur seine Tiroler Herkunft sondern er meinte damit auch den Berg und sein Wachsen nach oben analog zu seinem eigenen Streben nach Erfahrungserkenntnis. Auf dem höchsten Punkt wird man mit einem Weitblick belohnt, der einer Metapher gleich den Horizont erweitert. Aber das geht schon ins Philosophische und wir wollen in der Malerei bleiben.
Lassen wir doch Max Weiler selbst zu Wort kommen, mit dem auch das Gemälde mit den roten Blumen von 1991 wunderbar beschrieben ist:
„es begibt sich ein weiter horizont, und auf der weißen fläche breiten sich wohlverteilt die farben aus und werden berge, steinstrukturen aus titanweiß und oxydschwarz, flechten, moos- und gräserformen aus böhmischer oder veroneser grüner erde oder chromoxydgrün stumpf und ocker verschwimmend oder dick, wie es trifft; punkte heben sich vom weiß ab, nebel aus titanweiß, oxydschwarz und coelinblau mit viel wasser ziehen auf der fläche hin, wie es die natur tut, oder alles spielt auf schwarzem, hoffnungslosem grund, dem grund der mondhölle, der hitze und der kälte und der luftlosigkeit, der verlorenheit und so gibt es noch unzählige nicht erklärbare sensationen der farben und ihrer anordnungen.“ (Max Weiler, zitiert in: Peter Weiermeier, Max Weiler, Ausstellungskatalog, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Main 1984, S. 64.)
(Charlotte Kreuzmayr)