Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

22. Oktober 2019, 14:00 Uhr

0058

Adrian van Stalbemt

(Antwerpen 1582 - 1662 Antwerpen)

„Vertumnus und Pomona “
um 1620/30
Öl auf Holz, parkettiert
65,5 x 90 cm

Provenienz

europäische Privatsammlung

Kurz-Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen, 6. Mai 2019, liegt bei.

Schätzpreis: € 50.000 - 80.000
Auktion ist beendet.

Die Erzählung aus den Metamorphosen des Ovid handelt von der Nymphe Pomona, die sich leidenschaftlich um ihren Garten kümmert, in dem Männer nicht willkommen sind und der Reihe nach abgewiesen werden. Vertumnus, der Gott der Wandlung, überlistet sie jedoch in Gestalt einer alten Frau und darf in Pomonas Garten verweilen. Dabei weist er auf eine der Ulmen, um welche Pomona ihre Weinreben hat ranken lassen und erfindet eine Allegorie: Die Ulme spendet der Weinrebe Schatten, gibt ihr Halt und Schutz, während die Ulme ohne die früchtetragende Weinrebe den Holzfällern zum Opfer fallen würde und es für niemanden sonst einen Anlass gäbe diese aufzusuchen. Gleich den beiden Pflanzen würden auch Mann und Frau von der ehelichen Verbindung profitieren. Daraufhin gibt sich Vertumnus zu erkennen. Die Worte scheinen die Nymphe überzeugt zu haben, da sie seinem Liebeswerben nachgibt und ihn ehelicht.
Adriaen van Stalbemt war, anders als sein großes Vorbild Jan Brueghel der Ältere, sowohl als Landschafts-, als auch als Figurenmaler tätig. Um 1620 hat van Stalbemt seinen persönlichen Stil gefunden. Seine Figuren entwickeln mit den abgewandten Gesichtern und den ‚verlorenen‘ Profilen große Eigenständigkeit. Bei der Landschaft des zu begutachtenden Bildes bedient er sich eines altertümlichen traditionellen Typs mit hoch liegendem Horizont und senkrechter Rahmung, die wir in der flämischen Überschaulandschaft des 17. Jahrhunderts von Josse de Momper und Jan Brueghel d.Ä. vorgeprägt finden. Der über die gesamte Bildbreite anlaufende Vordergrund – mit der Vielzahl von blühenden Blumen, Tieren und Gemüsesorten – der orthogonal in den Hintergrund führt, die wild bewegten Baumkronen und vor allem die Schlinggewächse, die sich an den Baumstämmen emporranken, könnten für den ‚reifen‘ Künstler in der Zeit nach 1620 typischer nicht sein“ (vlg. Kurz-Gutachten Dr. Ertz). Eine weitere Fassung der Komposition ist im Werkverzeichnis des Künstlers abgebildet (vgl. Klaus Ertz/Christa Nitze-Ertz, Adriaen van Stalbemt 1580-1662. Kritischer Katalog der Gemälde, Zeichnungen und Druckgraphik, Lingen 2018, S. 359, Abb. 252).