Auktionshaus

Auktion: Antiquitäten

23. Oktober 2019, 14:00 Uhr

0732

Zunfttruhe

Oberösterreich, datiert 1664
Nussholz, Nusswurzelholz, Mahagoni, Buchsbaum, Ebenholz, Eiche, Elfenbein, Schildpatt; rechteckiger Korpus, im unteren Wandungsbereich umlaufend Riffelleisten, mit Elfenbein und Ebenholz marketierte Rautenfelder, dazwischen jeweils ein geschnitzter Maskaron, an den Ecken Ovale aus Schildpatt, mit Schnitzereien eingefasst; abgesetzte Ecken mit jeweils zwei Säulen, im unteren Bereich mit Elfenbein und Ebenholz marketiert, dazwischen Nischen mit Schnitzdekor und Schildpatteinlagen; an den Längs- und Breitseiten gerahmte Ebenholzfelder mit geschnitzten Putti mit Fischschwänzen und Maskarons; abnehmbarer Deckel mit aufgesetzter Schatulle mit Schiebedeckel; Eichenholz-Lade, Etikett im Inneren: "Dise Ladt hat Thobias / Sanner von Steyr gema / cht bei Maister Hans Balting / er ihm Jahr 1664"; Reste alter Tapezierung; zwei seitliche Handhaben, originale Beschläge; gedrückte Kugelfüße; Verschlussmechanismus für Lade fehlt; Altersschäden
45 x 62,5 x 40,5 cm

Schätzpreis: € 2.000 - 4.000
Ergebnis: € 3.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Bei dieser Kassette handelt es sich um eine sogenannte Zunfttruhe, ein seltener Typus, der zwar zur Gattung der Möbel zählt, aber dennoch eine gewisse Sonderstellung einnimmt. Die Zunfttruhe, auch Innungslade oder Zunftlade genannt, ist eine kleine Truhe, die nahezu 500 Jahre Bestandteil der Handwerksvereinigungen war. Die Zunfttruhen waren in der Regel aus Holz und wurden ausschließlich von Tischlern oder Schreinern gefertigt. Sie diente dazu, die Wertsachen ihrer Gemeinschaft aufzubewahren bzw. Baurisse, Zeichnungen und Berechnungen zu verwahren. Der Zunftmeister hob darin all die Dinge auf, die er unmittelbar zur Führung seiner Amtsgeschäfte brauchte. Gleichzeitig fungierte die Truhe auch als Zunftkasse. Sobald ein Geselle im Ort Arbeit gefunden hatte, musste er seine "Kundschaft", so hießen seine Ausweispapiere, in der Truhe deponieren und er erhielt diese erst zurück, wenn er weiter wanderte. Des Weiteren musste ein Lehrling vor ihr seine Gesellenprüfung ablegen. (Ewald Berger, Prunk-Kassetten. Meisterwerke aus der Hanns Schell Collection, Graz 1998, S. 73-78)