Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

17. Juni 2019, 16:00 Uhr

0587

Norbertine Bresslern-Roth*

(Graz 1891 - 1978 Graz)

„Tanz der Strauße“
1976
Öl auf Jute
80 x 80 cm
Signiert links unten: Br.-Roth
Rückseitig auf Etikett eigenhändig bezeichnet: Tanz der Strausse Öl / Bresslern-Roth 1976

Provenienz

Privatbesitz, Steiermark

Literatur

Helene Martischnig, Norbertine Bresslern-Roth (1891-1978). Das malerische Werk, Dipl.-Arb., Graz 1994, Abb. 424;
Christa Steinle (Hg.), Norbertine Bresslern-Roth. Tiermalerin, Ausstellungskatalog Neue Galerie Graz Universalmuseum Joanneum, 26.10.2016-17.04.2017, Graz 2016, WVG 502 (s/w-Abb.)

Schätzpreis: € 70.000 - 120.000
Ergebnis: € 124.950 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Mit anmutigen Bewegungen schwenken zwei Strauße ihre massiven Körper von einer Seite zur anderen Seite. Das Gewicht auf einem Standbein verlagert, tarieren sich die Vögel mittels Körper und Flügel aus. Ihre Hälse sind wie die Sehnen eines Bogens nach hinten geneigt, ihre Köpfe gegen den Himmel gerichtet. Dynamik und Bewegung entstehen durch den Akt der Balance, dem festgehaltenen Bewegungsmoment und den daraus resultierenden kompositorischen Schrägen. Im Kontrast zur Körperspannung stehen die weichen Federn, die der Bewegung nachgeben. Mit den zurückgeworfenen Häuptern und dem Tanzmotiv schlägt Bresslern-Roth eine Brücke zu dem in den 1930er-Jahren entstandenen Werken „Tanz der Frauen“, und weiterführend auch „Tanz der Männer“, „Tanz der Störche“, „Tanz der Kraniche“ – ein Bildmotiv in unterschiedlichen Varianten. Immer ist es ein rausch- oder tranceartiger Zustand, dem sich eine Gruppe menschlicher oder tierischer Tänzer hingibt.

Im Tierpark in Wien fand Bresslern-Roth geeignete Vorlagen für die Tierbilder. Ihr erster Mal- und Zeichenlehrer Alfred Schrötter-Kristelli hatte sie dorthin zu dem Porträtmaler, Fotografen und Grafiker Ferdinand Schmutzer vermittelt, bei dem sie von 1911 bis 1917 an der Akademie der bildenden Künste zuerst an der Damenklasse und danach als Privatschülerin kostenlos studierte. Sie wohnte in Wien-Hietzing zusammen mit Franz Hofer, Leo Grimm und Fritz Silberbauer, allesamt ehemalige Schüler von Schrötter die sie von Graz kannte und die nun alle bei Schmutzer studierten. In ihrer Freizeit ging sie mit Vorliebe in den nahegelegenen Tierpark um dort Skizzen vom lebenden Tier anzufertigen. Sowohl den Tiergarten als auch das Palmenhaus suchte sie über Jahre hinweg – auch nach ihrer Rückkehr nach Graz – immer wieder auf. In Folge entstand ein umfangreiches Repertoire an Vorlagen und Entwürfen, die sie stets für die Komposition ihrer Gemälde verwendete. Sie wurden zur Quelle ihrer exotischen Sujets. Auch vom 1976 entstandenen „Tanz der Strauße“ ist ein Entwurf auf Zeichenkarton erhalten. Mit Hilfe eines darauf deutlich zu erkennenden Rasters übertrug die Künstlerin das Motiv in das gewünschte Endformat – ein Mittel das ihr für zahlreiche großformatige Arbeiten nützlich war.
(Petra Maier)