Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

17. Juni 2019, 16:00 Uhr

0589

Ferdinand Michl*

(Prag 1877 - 1951 Wien)

„Picknick im Freien (Badende)“
1909
Öl auf Leinwand, ungerahmt
198 x 220 cm
Signiert links unten: F. Michl

Provenienz

1959 aus dem Nachlass des Künstlers erworben;
aus den Beständen des Künstlerhauses, Wien

Schätzpreis: € 10.000 - 0
Ergebnis: € 7.920 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Das Künstlerhaus und seine Kunstwerke
Kunstwerke zu sammeln war nie ein Ziel der Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs. Doch schon mit der Gründung der Genossenschaft im Jahr 1861, die aus den damals bestehenden Künstlervereinigungen hervorging, gelangten Kunstwerke in ihren Besitz, quasi als „Morgengaben“ der Vorgängervereine, allen voran der Albrecht Dürer-Gesellschaft. Und mit Beginn der Ausstellungstätigkeit im Künstlerhaus am 1. September 1869 blieben immer mehr Werke aus den Ausstellungen zurück, mit denen die Künstler ihren Dank abstatten wollten; aber nicht, um eine Sammlung aufzubauen, sondern um diese Werke gewinnbringend zu verkaufen, wenn es denn nötig wäre.
Und es war immer wieder nötig, um die fortlaufenden Modernisierungen, Umbauten und Erweiterungen des Künstlerhauses am Karlsplatz zu finanzieren. Denn von der öffentlichen Hand wurde das Künstlerhaus bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts nie gefördert, sondern temporär angemietet; was aber infolge des enormen Zuwachses an musealen Ausstellungsflächen in Wien seit 20 Jahren nicht mehr erfolgt. Nun wird zwar die Generalsanierung und Erweiterung des Gebäudes privat von der „Haselsteiner Familienprivatstiftung“ finanziert, doch die weitere Existenz und Tätigkeit des Vereins „Künstlerhaus“ ist damit nicht gesichert. Also hat der Vorstand beschlossen, alle vorhandenen Kunstwerke ihrer Zweckbestimmung zuzuführen.
Nachdem schon in den 60er bis 80er Jahren umfangreiche Bestände unauffällig in den Kunsthandel gelangt sind, trennt sich das Künstlerhaus nun - erstmals öffentlich - von allen jenen Werken, die aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammen. Unter ihnen befindet sich der einzigartige Bestand von 11 Schützenscheiben der Schützengilde von 1924 (von 1874 bis 1939 gab es im Künstlerhaus einen Schießstand!), eine Schenkung von Werken Viktor Pipals aus Schweizer Privatbesitz, wohin der Künstler sie 1954 geschenkt hat, ein im Künstlerhaus nicht vermutetes Beispiel des Jugendstils von Ferdinand Michl von 1909 und ein ebenso überraschendes Bild von Franz Witt, sowie eine Vielzahl von Papierarbeiten von zeitweise sehr populären Mitgliedern des Künstlerhauses. Auch wenn einige zu Ausstattungszwecken verliehen waren, ist allen Werken gemeinsam, dass sie erst jetzt das Licht der Öffentlichkeit erblicken.
(Dr. Peter Zawrel, Generalsekretär des Künstlerhauses)

Der Maler und Grafiker Ferdinand Michl wurde 1877 in Prag geboren. Er studierte Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Prag unter Maxmilián Pirner und Franz Thiele und an der Münchener Kunstakademie unter Johann Caspar Herterich. Nach einem Studienaufenthalt in Italien kehrte der Maler zunächst nach Wien zurück, um sich ab 1904 für fünf Jahre in Paris niederzulassen.
Michl verlegte seinen Wohnsitz im Jahr 1909 schließlich nach Wien, es folgten Studienreisen nach Belgien und Holland, bevor der Künstler von 1914 bis 1920 in den Kriegsdienst trat und in russische Gefangenschaft geriet. Seine Flucht aus dieser führte ihn über Sibirien durch die Mandschurei, China, Japan und Indien, bevor er wieder nach Wien zurückkehrte.
Im Wiener Hagenbund war Michl im Jahr 1904 zunächst als Gast, kurz darauf bereits als Mitglied verzeichnet, bevor er 1922 austrat und 1924 Mitglied des Wiener Künstlerhauses wurde.

Michls Œuvre umfasst neben zahlreichen grafischen Blättern bzw. Zyklen, Straßenszenen, Porträts und Landschaftsdarstellungen. Das vorliegende Gemälde ist jener Schaffensphase zuzuordnen, in der sich Ferdinand Michls Arbeiten von der französischen Malerei geprägt zeigen, bevor die Eindrücke der Reise durch Ostasien seine Werke nachhaltig beeinflussen sollten.
(Barbara Berger)