Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

17. Juni 2019, 16:00 Uhr

0442

Carl Moll

(Wien 1861 - 1945 Wien)

„In der Bucht von Villefranche, Riviera“
1929
Öl auf Holz
34,5 x 35,5 cm
Monogrammiert links unten: CM
Rückseitig bezeichnet: Carl Moll / Bucht von Villefranche / Villefranche I
Rückseitig alte Ausstellungsetiketten

Provenienz

aus dem Nachlass des Künstlers;
1962 Willy Legler, Wien;
Dorotheum Wien, 13.05.1974, Nr. 375;
dort erworben, seither Privatbesitz, Wien

Ausstellung

1926 Wien, Künstlerhaus, XLVII, wohl Kat.-Nr. 466;
1929 Brünn, Sonder-Ausstellungen Künstlerhaus (Etikett rückseitig), S. 3, wohl Kat.-Nr. 8;
1931 Wien, Secession, CXVII., wohl Kat.-Nr. 108

Literatur

Fritz Maler, 1962, S. 150, Kat.-Nr. 73

Das Gemälde wurde von Frau Dr. Cornelia Cabuk für das Werkverzeichnis Carl Moll in der Reihe der Belvedere Werkverzeichnisse dokumentiert.

Schätzpreis: € 35.000 - 55.000
Ergebnis: € 48.640 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Das Gemälde im quadratischen Format zählt zur Gruppe jener koloristisch herausragender, fast expressionistischer Werke von Carl Moll, mit denen der über 60-jährige Künstler in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts hervorgetreten ist. Er zeigte diese Bilder gemeinsam mit der jungen Generation, wobei dieses Motiv von der französischen Côte-d´Azur im Jahr 1929 in einer umfassenden Personale Molls im Mährischen Kunstverein Brünn im Künstlerhaus gleichzeitig mit einer Anton Faistauer Schau ausgestellt war. Die Ansicht von "Villefranche sur mer" entstand auf einer gemeinsamen Reise mit dem befreundeten deutschen Kunsthistoriker und Autor Julius Meier-Graefe, mit dem er in diesen Jahren oft den Süden Frankreichs auf den Spuren Paul Cézannes erkundete. Moll gliederte die malerisch virtuos interpretierte Küstenlandschaft in drei Zonen: in der ersten, im Bildvordergrund, überwiegt die üppige Vegetation mit einer, für den Mittelmeerraum typischen Schwarzkiefer rechts im Bildraum. Dieses Areal zeichnet sich durch leuchtende, von einem dunklen Smaragdgrün über Gelb bis Lila changierende Farbtöne aus, wobei im temperamentvollen Duktus der vehementen und kräftigen Pinselzüge die Unmittelbarkeit des Augeneindrucks bemerkbar wird. Dahinter erstreckt sich das Meer als silbrig glänzendes Band während das jenseitige Ufer mit den weißen, mediterranen Häusern, der Luftperspektive entsprechend, vor allem in Rosa- Blau- und Violetttönen, als ferne Landschaft erscheint, deren Details in der flirrenden Hitze verschwimmen. Indem die Farbtöne des jenseitigen Küstenstreifens stellenweise in den nahsichtigen Bildvordergrund quasi hereinbrechen, betonte Moll die Flächigkeit des Bildes als beeindruckendes Farberlebnis.
(Cornelia Cabuk)