Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

18. Juni 2019, 15:00 Uhr

0854

Otto Muehl*

(Burgenland 1925 - 2013 Portugal)

„o.T.“
1985
Öl auf Leinwand; ungerahmt
110 x 100 cm
Datiert rechts unten: 5.5.85
Rückseitig datiert: 5.5.85

Provenienz

Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 18.000 - 30.000
Ergebnis: € 29.040 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Mit dicken schwarzen Umrisslinien konturiert Muehl die kauernde Gestalt einer Frau, die Oberkörper und Gesicht in seitlicher Drehung dem Betrachter zugewandt hat. Ihr Gesichtsausdruck ist schwer zu deuten. Die Haltung an sich wirkt durch die bogenförmige Komposition, die durch die auf Hüfte und Knie aufgestützten Arme entsteht, offen und einladend. Der Hintergrund ist grell-orange wie ein leuchtendes Flammeninferno, rote Farbströme rinnen wie Blut den Körper der Frau hinab. Gewalt und Sexualität stehen bei Otto Muehl stets in engem Zusammenhang, was hier einmal mehr in monumentaler Malweise und höchster Expressivität zum Ausdruck kommt.

Gleichzeitig greift er mit Bildern wie diesem in den 1980er Jahren zurück auf seine Materialaktionen der frühen 1960er Jahre, in denen er gemeinsam mit Hermann Nitsch, Günter Brus und Rudolf Schwarzkogler den „Wiener Aktionismus“ begründete. Diese spezielle österreichische Ausprägung in Anknüpfung an die amerikanische Fluxus- und Happeningbewegung, genießt heute auch international einen hohen Stellenwert. Es war das Ziel, Tabus zu brechen, die konsumorientierte Gesellschaft zu kritisieren und gegen jegliche repressive gesellschaftliche Zustände aufzutreten. Dabei suchten die Künstler bewusst die Konfrontation mit staatlicher und kirchlicher Autorität. Mittels drastischer Ausdruckweisen sollten die Mechanismen vor allem versteckter Grausamkeit und Perversion in der bürgerlichen Gesellschaft dargestellt und das Publikum schockiert und wachgerüttelt werden.

Direkt bietet sich ein Vergleich des Bildes von 1985 mit der Formensprache der Aktion Nr. 1 „Versumpfung eines weiblichen Körpers“ an, die 1963 von Otto Muehl in seinem Atelier in der Oberen Augartenstraße abgehalten wurde. In dieser Aktion wurde der nackte Körper einer Frau mit Farbschlamm übergossen, dann in farbgetränkte Tücher verpackt und mit Müll beworfen. Das Übergießen mit der dicken Farbpaste ergab einen ähnlichen Effekt, wie die Rinnsale der roten Farbe auf der Leinwand, die den Frauenkörper überziehen. (Sophie Cieslar)