Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

30. November 2018, 17:00 Uhr

0452

Karl Sterrer*

(Wien 1885 - 1972 Wien)

„Zwei weibliche Akte in einer Landschaft“
1918
Mischtechnik auf Papier auf Leinwand auf Platte
120 x 126,5 cm
Signiert und datiert rechts unten: K Sterrer 18
Rückseitig am Keilrahmen Künstlerhaus Etikett: 1919/1695 (von Mag. Paul Rachler, Künstlerhaus Archiv Wien, bestätigt)

Provenienz

Wienerroither & Kohlbacher, Wien, 2008;
europäische Privatsammlung

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 68.620 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Karl Sterrer wurde 1885 als Sohn des gleichnamigen Bildhauers in Wien geboren. Nachdem er seinen ursprünglichen Berufswunsch, wie der Vater Bildhauer zu werden, verworfen hatte, studierte er an der Akademie der bildenden Künste bei Alois Delug und Christian Griepenkerl Malerei. Besonders beeindruckten ihn die Werke der Münchner Secessionisten sowie im Besonderen der Maler Anselm Feuerbach, Albin Egger-Lienz und Hans Thoma, deren Einflüsse seine Arbeit prägten und sein Frühwerk, aber auch darüber hinaus seiner Arbeit eine gewisse Ruhe und Ausgeglichenheit sowie Formstrenge verliehen. Letztere kommt besonders in seinen Portraits zum Ausdruck. In den Werken vor 1918 ist von dem drohenden Krieg noch keine Andeutung zu sehen: Sterrer malt idyllische, friedliche Landschaften, eine Welt voller Ordnung. 1908 erhielt er den Rom-Preis, einige Italien-Aufenthalte folgten, in denen er sich wohl besonders mit den großen Renaissance-Künstlern beschäftigte. 1910-30 war Sterrer Mitglied des Wiener Künstlerhauses. 1913 wird Sterrer bei einer großen Münchner Ausstellung von der Presse gefeiert und als wichtigster österreichischer Aussteller (unter anderen neben Andri, Klimt und Laske!) bezeichnet. 1915 wird Sterrer an die russische Front eingezogen, danach wird er als Kriegsmaler nach Wien einberufen und malt Porträts hochrangiger Militärpersonen und eine Serie berühmter österreichischer Kampfflieger sowie Plakate für Kriegsanleihen.

Nach Kriegsende verändert sich sein Stil: Sterrers Werke wirken weniger streng und werden flächiger, als Künstler ist er auf dem Höhepunkt seines Schaffens angelangt.
Während der 20er Jahre entstehen monumentale Aktkompositionen wie die hier gezeigte, die an Ferdinand Hodler und den Tiroler Albin Egger Lienz erinnern, Einflüsse der italienischen Renaissance und des Symbolismus spielen ebenso eine wichtige Rolle. Wuchtige, kräftige Körper füllen Sterrers Bilder aus, aber auch Anklänge an die Heimatkunst sind bemerkbar. Daneben bleiben Landschaften auch weiterhin ein wichtiges Motiv, ab 1920 entstehen zahlreiche Ansichten der Dolomiten. 1921 erhält Sterrer eine Professur an der Akademie in Wien, wo er später auch das Amt des Rektors bekleidet. Ab diesem Zeitpunkt widmet er sich verstärkt seiner Lehrtätigkeit, eine ganze Reihe wichtiger österreichischer Künstler wie Werner Berg, Hans Fronius, Arnulf Neuwirth, Franz Erntl und Max Weiler gingen dabei durch seine Schule.
(Ina Waldstein)