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Auktion: Antiquitäten

24. Oktober 2018, 15:00 Uhr

0811

3 Weinkrüge (Oinochoi) des Baltimore Malers

apulisch, Canosa, 315-310 v. Chr.
rotbrauner Ton, schwarz, weiß und gelb bemalt; abgesetzter Fuß, bauchiger Korpus mit figuralen Szenen, weit ausschwingender Kleeblattausguss, Henkelansatz und rückseitiger Henkelabschluss mit Medusenmaske; Dekor mit Hakenmäandern, Palmetten, Linien und Blüten; zusammengesetzt
H. 33,2 cm bis 35,2 cm

Provenienz

Galerie Kunst der Antike, Österreich;
Privatbesitz, Österreich

Literatur

publiziert in: A.D. Trendall & A. Cambitoglou, Second Supplement to Tehe Red-figured Vases of Apulia. Teil II. Kapitel 21-30. Institute of Classical Studies. Bulletin Supplement 60 (1992), Nrn. 27/81, S. 447

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Auktion ist beendet.

Alle drei Vasen entstammen dem gleichen Fund. Sie erzählen die Geschichte von Heirat, Heldentum sowie möglicherweise dem Abschied des Grabinhabers.

Die Darstellung auf der Vase mit dem Krieger und dem Pferd ist besonders interessant, da es sich dabei um ein seltenes Oinochoenmotiv handelt. Ein nackter Krieger mit Kappe (Pileus), Speer und Mantel (Chlamys) steht mit ausgestreckter Rechter, gefolgt von seinem Pferd, vor einer Frau, die auf einem Hocker (Diphros) sitzt. In Ihrer Rechten hält sie eine Oinochoe, in ihrer ausgestreckten Linken eine Opferschale (Phiale) und einen Kranz. Hinter dem Reiter befindet sich eine stehene Frau mit Eimer (Situla) und Kranz, möglicherweise eine Dienerin. Für diese Szene gibt es zwei Deutungsmöglichkeiten. Einerseits könnte es sich um eine Art Kriegsverabschiedung bzw. endgültige Verabschiedung zwischen Eheleuten handeln. Vergleiche hierzu die Euandria Szene. Andererseits könnte es sich auch um eine Begrüßungsszene handeln. Da die sitzende Frau eine Diphros verwendet, wäre es möglich, dass sich die Szene im Freien abspielt. Die Kanne in ihrer Rechten könnte dem Begrüßungsopfer dienen. In diesem Fall wäre die Interpretation der Vase als Willkommensopfer für einen siegreichen Heimkehrenden zu verstehen.

Die anderen zwei Vasen stellen typische Brautvorbereitungsszenen dar. Bei der zweiten Vase sitzt eine Frau auf einem Stuhl (Klismos), in ihrer Rechten einen Spiegel haltend. Die Frau vor ihr bietet ihr eine Opferschale sowie ein Band (Tänie) dar. Hinter ihr steht ein Jüngling, der ihr einen Kranz reicht. Auch die dritte Vase zeigt eine Frau mit einem Spiegel in der Hand, während sie sich an ein rituelles Wasserbecken (Louterion) lehnt. Sie ist umgeben von einer Frau, die ihr eine geöffnete Schatulle hinhält sowie einem Jüngling, der ihr einen Kranz reicht.