Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

23. Oktober 2018, 17:00 Uhr

0283

Karl Wilhelm Diefenbach

(Hadamar 1851 - 1913 Capri)

„"Visionsgemälde"“
1899
Öl auf Leinwand
45 x 88 cm
Signiert und datiert links unten: K. W. Diefenbach 1899 (geritzt)

Provenienz

europäische Privatsammlung

Literatur

Vgl. Michael Buhrs/Claudia Wagner (Hg.), Karl Wilhelm Diefenbach. (1851-1913) Lieber sterben, als meine Ideale verleugnen! (Kat. Ausst., Villa Stuck, in Zusammenarbeit mit dem Wien-Museum, München 2011), Wien 2011², S. 157

Schätzpreis: € 2.500 - 5.000
Ergebnis: € 12.800 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Diefenbach wurde als Sohn eines Malers und Zeichenlehrers in Hadamar geboren. Seine Ausbildung erhielt er an der Münchner Kunstakademie. Großen Einfluss auf sein Schaffen hatten die Werke von Arnold Böcklin und Franz von Stuck, deren Kunst er bewunderte.

Als Diefenbach schwer an Typhus erkrankte, wandte er sich der Naturheilkunde zu, und wurde zum Verfechter einer naturgemäßen Lebensweise. In München verkündete er seine Lehren, die ein Leben in Einklang mit der Natur, die Abkehr von jeder Religion, die Ausübung der Freikörperkultur, Ablehnung der Monogamie sowie eine vegetarische Ernährung beinhalteten. Diese Ideen brachten ihm den Spottnamen „Kohlrabi-Apostel“. Nachdem seine Versammlungen, auf denen er seine Lehren verkündete, durch die Münchner Polizei verboten wurden, zog er sich in einen Steinbruch bei Höllrigelskreuth zurück, wo er mit dem jungen Maler Hugo Höppener, genannt „Fidus“, der sein Jünger und Helfer wurde, gemeinsam malte.

1892 erlangte Diefenbach durch eine sensationelle Ausstellung in Wien Berühmtheit. Finanziell jedoch wurde die Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Kunstverein, der die Ausstellung und seinen Aufenthalt in Wien organisierte, ein Desaster und führte den Künstler in den Ruin. So verlor er durch den Betrug des Leiters des Kunstvereins Moriz Terke, seine gesamten Werke. Enttäuscht ging er nach Ägypten, wo er Entwürfe für riesige Tempelbauten anfertigte. 1897 kam er wieder nach Wien, um seine Bilder zurückzugewinnen. Er plante die Herausgabe einer Zeitschrift sowie eine große Ausstellung. Seine Wiener Freunde, zu denen auch Bertha von Suttner zählte, unterstützten seine Vorhaben. In dieser Zeit entstand auf dem „Himmelhof“ in Wien-Hütteldorf eine Lebensgemeinschaft von ungefähr 20 Schülern oder „Jüngern“, die nach den Ideen Diefenbachs lebten. Bald aber geriet diese Kommune in wirtschaftliche Schwierigkeiten und Diefenbach übersiedelte im Jahr 1900 auf die Mittelmeerinsel Capri, wo er als Künstler bereits zu Lebzeiten hohes Ansehen genoss und 1913, mit nur 62 Jahren starb. (MS)