Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

23. Oktober 2018, 15:00 Uhr

0020

„Kreuzabnahme mit Stadtansicht (wohl Lindau)“
um 1470/80
Öl auf Holz
73,5 x 52 cm

Provenienz

1955 Galerie Kunsthaus Malmedé, Köln (lt. Stange 1955);
1966 Kunsthandel Xaver Scheidwimmer, München;
Privatbesitz, Österreich

Literatur

Alfred Stange, Deutsche Malerei der Gotik, Band VII, München 1955, S. 41f. (als Meister der Nürnberger Vergänglichkeitstafeln);
Alfred Stange, Kritisches Verzeichnis der deutschen Tafelbilder vor Dürer, Band II, München 1970, S. 59, Nr. 223;
Speculum Artis, 11, 1965, S. 42 (Abb.; Inserat Kunsthandel Xaver Scheidwimmer, München);
Sonja Lucas, Die Allegorie auf Leben und Tod (um 1480) im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, Magisterarbeit mss., Universität Nürnberg-Erlangen 1994, S. 117f.;
Bernd Konrad/Alfred Stange, Kritisches Verzeichnis der deutschen Tafelbilder vor Dürer, Band II, mit Abbildungen und Ergänzungen, interaktive DVD. Selbstverlag, Radolfzell 2009, Nr. 223 (Abb.)

Gutachten Prof. Alfred Stange, Bonn, 20. Dezember 1954, als Meister der Nürnberger Vergänglichkeitstafeln, liegt bei (in Kopie).
Gutachten Dr. Bernd Konrad, Radolfzell, September 2018, liegt bei.

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 25.600 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Alfred Stange ordnete in den 1950er Jahren die hier vorliegende „Kreuzabnahme“ einer Gruppe von Werken um den sogenannten ‚Meister der Nürnberger Vergänglichkeitstafeln‘ zu. Die Namensgebung bezieht sich auf zwei Tafeln mit einer „Vergänglichkeitsallegorie“ im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg. Neben der „Kreuzabnahme“ ordnete Stange demselben Meister weiters eine „Maria mit dem Kinde auf einer Rosenbank“ in der Staatliche Kunsthalle, Karlsruhe, und eine 1492 datierte „Votivtafel des Magister Eberhard“ in Zug (Schweiz) zu.
Die jüngere Forschung geht jedoch davon aus, dass es sich bei dem ‚Meister der Nürnberger Vergänglichkeitstafeln‘ und dem Erschaffer der vorliegenden „Kreuzabnahme“ um zwei verschiedene Künstlerhände handelt. Die von Stange vorgenommene geographische Zuordnung der „Kreuzabnahme“ nach Seeschwaben, d.h. den östlichen/ schwäbischen Teil des Bodensees, oder möglicherweise auch ins angrenzende Allgäu bleibt jedoch schlüssig bestehen. Die Heimat des ‚Meisters der Nürnberger Vergänglichkeitstafeln‘ wird in Kempten vermutet. Eine in der Figurenbildung unserem Gemälde verwandte „Kreuzigung“ wird von Stange ebenfalls einer „Werkstatt des Kemptener Christuslebens“ zugewiesen. Auch ein in der Münchener Pinakothek befindlicher „Drachenkampf des Hl. Georg“ mit engen stilistischen Bezügen findet wohl seinen Ursprung in Seeschwaben.

Die vorliegende „Kreuzabnahme“ zeigt wie auch die Nürnberger Tafeln der „Vergänglichkeitsallegorie“ eine fein detaillierte Stadtansicht im Hintergrund, welche möglicherweise mit der mittelalterlichen Bodenseestadt Lindau zu verifizieren ist. Wie Dr. Bernd Konrad in seinem Gutachten feststellt „zeigt auch die Stadtansicht auf der „Kreuzabnahme“ Elemente von Lindau, wobei man natürlich immer in Rechnung stellen muss, dass bei den Malern vor 1500 niemals eine authentische Ansicht zu erwarten ist. Es waren zu dieser Zeit noch topografische Versatzstücke, die eigenmächtig zusammengestellt worden sind, wobei das Eine und Andere durchaus eigener Lebenserfahrung entsprungen ist.“ (Gutachten Dr. Bernd Konrad).