Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

20. Juni 2018, 18:00 Uhr

0820

Egon Straßer*

(Malta, Kärnten 1966)

„each on a plan“
2012
Tranas-Stein
Skulpturenmaße: 57 x 12 x 10 cm Sockelmaße: 118 x 51 x 53,5 cm Auf Sockel Gesamtmaße: 175 x 51 x 53,5 cm
Bezeichnet, signiert, datiert und nummeriert jeweils am Skulpturenboden: each on a plan, Teil 1 bzw. Teil 2, 2012, Egon Straszer

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 6.000 - 12.000
Ergebnis: € 7.920 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Egon Straszer, ein Steinbildhauer im 21. Jahrhundert

Der moderne Mensch zeigt sich erstmals in Donatellos Statuen Florentiner Bürger am Campanile des Domes. Seitdem ist es in einem Metier, zu dem in jedem Jahrhundert nicht mehr als eine Handvoll substantielle Aussagen getroffen werden, alles andere als leicht, neue Wege zu gehen, den Zeitgeist auf den Punkt zu bringen, ohne zur Eintagsfliege zu regredieren. Sich dies alles zu vergegenwärtigen erleichtert den Zugang zum Werk Egon Straszers, insbesondere jenen zur Werkgruppe "stone_clearing".

Egon Straszer, einen klassisch ausgebildeten Kunstschmied hat der Stein von seiner ersten Begegnung mit ihm keine Ruhe mehr gelassen und er ist hochkonzentriert und philosophisch - sind nicht die Bildhauer immer schon die Philosophen unter den Künstlern und die Handwerker unter den Philosophen gewesen? - an ihn herangegangen. Er be-zeichnet ihn, sammelt seine Gedanken in ihm, er be-nutzt ihn als (Ge)Denk-Tafel, er enthüllt seinen Kern und er höhlt ihn aus, bis nur noch ein filigranes Gespinst von Steinfäden das Bersten des Steins zu verhindern scheint. "stone_clearing" geht von solchen Bearbeitungen aus, lässt sie aber auf einem radikalen Weg zu einer neuartigen Figuralität weit hinter sich und hebt gleichzeitig unser Bild vom Stein selbst auf.

Mittels einer präzise gesteuerten Filtrierung des steinernen Quaders schreibt Straszer diesem eine Figur ein, die wir nicht greifen, sondern nur als Schatten gegen einen lichten Hintergrund wahrnehmen können. Dass wir die dem Stein innewohnende Gestalt nicht mehr greifen können, treibt die Dichotomie des digitalen Zeitalters zwischen Virtualität und Präsenz auf eine steinerne Spitze. Je grösser die Distanz, desto deutlicher erkennen wir die Figur im Kern des Steins, die unfassbar bleibt.
Der "sprechende Stein" ist eine alte Metapher, die versinnbildlicht, dass auch das Stumme etwas zu erzählen weiß und dass selbst dem widerständigsten Material eine Geschichte eingeschrieben ist. In der Kunst am Beginn des 21. Jahrhunderts schweigen die Steine immer öfter, als hätten sie genug von den begehrenden Blicken und tastenden Händen der Vielen. Auch damit spielen die Werke Egon Straszers virtuos, indem sie die Form dem Begehren des Betrachters entziehen. An Egon Straszers schönen Steinen lässt sich lernen, wieso wir begehren, was nicht zu begreifen ist. Dies wiederum steigert das Begehren nach seinen Werken in einer Zeit, in der die Bildhauerei hinter der Objektkunst und der installativen Kunst zu verschwinden droht, ja sogar ihre Ausbildungsgrundlagen an den Kunstuniversitäten zu verlieren droht. Egon Straszer hat Aufgaben im öffentlichen Raum bewältigt, seine Werke befinden sich nicht nur in öffentlichen, sondern in etlichen bedeutenden Sammlungen. (Dr. Peter Zawrel)