Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

24. April 2018, 15:00 Uhr

0695

Gerard Donck

(Niederlande vor 1610 - nach 1640)

„Bildnis eines Gelehrten“
um 1630/40
Öl auf Holz
49 x 34 cm
Signiert links unten: GDonck
Rückseitig altes handschriftliches Etikett: Catal: No 5i./ Gerhard / DONCK / ...i635...
Rückseitig altes Wachssiegel

Provenienz

bis mindestens 1827 Sammlung Baranowski Wien („Verzeichnis der schönen Oelgemälden, die am 10. und 11. May, Minoritenplatz Nr. 41“, Nr. 31);
Sammlung Jäger, Wien (siehe Frimmel 1895, S. VI);
seit den 1850er Jahren Sammlung Josef Winter (1815-1862), Wien;
Sammlung Baronin Auguste Stummer von Tavarnok, geb. Winter (1848-1896);
im Erbweg an die Vorbesitzerin;
2003 als Geschenk an den derzeitigen Eigentümer, seither in einer österreichischen Privatsammlung

Ausstellung

1873 Wien, K. K. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Nr. 12

Literatur

Katalog der Gemälde alter Meister aus dem Wiener Privatbesitz (Kat. Ausst., K. K. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Wien 1873) Wien 1873, Kat.-Nr. 12;
O. Eisenmann, Die Ausstellung von Gemälden alter Meister aus dem Wiener Privatbesitze, in: Zeitschrift für Bildende Kunst IX, Leipzig 1874, S. 59 f.;
Theodor von Frimmel, G. Donck, in: Repertorium für Kunstwissenschaft 12, Berlin 1889, S. 99 f.;
Theodor von Frimmel, Gemäldesammlungen in Wien. I. II., in: Repertorium für Kunstwissenschaft 13, Berlin 1890, S. 147;
Theodor von Frimmel, Kleine Galeriestudien, Bd. I, Lfg. 2, Leipzig 1892, S. 292 (mit Abb.);
Theodor von Frimmel, Verzeichniss der Gemälde im Besitze der Frau Baronin Auguste Stummer von Tavarnok (Galerie Winter), Wien 1895, S. 19, Nr. 41 (als G. Donck);
Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler, Bd. 9, München 1992, S. 434 f.

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 12.800 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Das Gemälde zeigt einen vornehm in Schwarz gekleideten Mann mit Spitzenkragen, Umhang und Hut. Auf dem kleinen Tisch neben ihm befinden sich Bücher und Schriften. Auch die in der linken unteren Ecke kunstvoll drapierten Gegenstände, wie beispielsweise ein großer Plan, ein Globus, ein Winkeleisen und ein Stangenzirkel, betonen, dass es sich bei dem Dargestellten um einen Gelehrten handelt, der sich mit dem Zeichnen beschäftigte – also möglicherweise um einen Architekten oder Geografen.
Das Gemälde ist eines der wenigen signierten Werke des niederländischen Malers Donck, über dessen Leben heute nur wenig bekannt ist. In älteren Lexika ist er oft nur als „G. Donck“ zu finden, jedoch konnte er mittlerweile mit vollem Vornamen als Gerard Donck identifiziert werden. Er war nachweislich ab 1627 in Amsterdam tätig und schuf vor allem Porträt- und Genredarstellungen.

Die Provenienz des Gemäldes erzählt die Geschichte des Wiener Sammlungswesens im 19. Jahrhundert. Wurden große Gemäldesammlungen und Galerien davor zumeist nur in hochadeligsten oder klerikalen Kreisen bewusst angelegt und dementsprechend gepflegt, war es im 19. Jahrhundert auch für den reichen Bürger, ob Adel oder nicht, eine verbreitete Mode, sich seine eigene Galerie aufzubauen und sich intensiv damit zu beschäftigen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Sammlungen Baranowsky und Jäger dokumentiert, fand vorliegendes Gemälde um 1850 in der Sammlung von Josef Winter eine neue Heimat und sollte auch über 100 Jahrhundert Jahre hinweg im Besitz von dessen Nachkommen bleiben. Der erfolgreiche Baumwollfabrikant Josef Winter (1815-62) wurde 1860 zum Direktor der Nationalbank gewählt. Er trug ab den 1840er Jahren eine beachtliche Sammlung zusammen, welche er dann seiner Tochter, Baronin Auguste Stummer von Tavarnok (1848-1896), vererbte. Sie pflegte das Vermächtnis des Vaters und ließ es mit Hilfe des großen Wiener Kunsthistorikers Theodor von Frimmel (1853-1928) aufwendig dokumentieren. Frimmel beschäftigte sich mehrfach mit vorliegendem Gemälde, welches auch 1873, dem Jahr der Wiener Weltausstellung, im ‚K. K. Österreichischen Museum für Kunst und Industrie‘ dem heimischen und internationalen Publikum präsentiert wurde.