Auktionshaus

Auktion: Antiquitäten

25. April 2018, 14:00 Uhr

0141

Flasche mit den Vier Elementen

Helmbachhütte bei Winterberg, Südböhmen, um 1680
farbloses Glas, geschnitten, geblänkt; über der Abrissnarbe eine geschnittene und geblänkte Sonnenblume, flacher Boden; viereckige Form mit abgeschrägten Ecken, runde Schulter, kurzer Hals und verwärmte Mündung; auf der Wandung die vier Elemente in Gestalt antiker Götter, auf den Schmalseiten die jeweils dazugehörigen Attribute, darunter die lateinischen Inschriften „TERRA" (Ceres mit Füllhorn), "AQUA" (Meeresgöttin Nereide), "AER" (Äolus oder Zephir), "IGNIS" (feuerspeiender Vulkan mit nacktem Mann); altes Sammlungsetikett "GW 65"
H. 23 cm

Provenienz

Sammlung Walther Gutwillinger, Stuttgart;
2000 Glasgalerie Michael Kovacek, Wien

Literatur

vgl. Kurt Pitroff, Böhmisches Glas im Panorama der Jahrhunderte, München 1987, Abb. 7

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Ergebnis: € 16.640 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Vorlage zu dieser Flasche waren vier Stiche von Jacob Matham (1571–1603), datiert 1608, nach Vorbildern seines Lehrers und Stiefvaters Hendrick Goltzius, die sich heute im Amsterdamer Reichsprintenkabinett befinden.

Die Helmbachhütte auf der Herrschaft Winterberg, die zum fürstlichen Eggenberger Besitz gehörte, war die direkte Konkurrenz zu den Buquoyschen Hütten in Gratzen. Sie stand seit 1671 unter der Leitung des Hüttenmeisters Michael Müller (oder Müllner), dem man die Erfindung des schweren und reinen Kreideglases, des sogenannten Kristallglases zugeschrieben hatte (Olga Drahotová). Die Helmbachhütte scheint in den 1780er Jahren so viel Gewinn gebracht zu haben, dass Fürst Johann Christian Eggenberg Müller recht bedeutende Privilegien einräumte. Auch soll er „…das Rubin-Glas hier zum ersten eingeführt und fabriciert“ haben, wohl, um Goldrubinglasfäden in Schäften und Deckel herzustellen.
Urkundlich belegt ist die Lieferung großer Mengen Glas an in- und ausländische Glashändler, die nicht nur nach Wien, sondern auch nach Moskau, Straßburg, Frankfurt/Main, Venedig und Amsterdam gingen. Besonders die Beziehungen zu niederländischen Händlern waren ausgeprägt, weil sie für die Lieferungen nach Spanien und Südamerika vorgesehen waren. Das Geschäft für diese Flasche wurde durch einen Jesuitenpater eingefädelt, der genaue Angaben über die Darstellungen der vier Elemente machte. Urkundlich ist belegt, dass die Helmbachhütte sowohl quantitativ als auch qualitativ in der Lage war, derartig große Aufträge auszuführen. Selbst nach dem Tode Michael Müllers im Jahr 1709 waren noch reiche Bestände vorhanden.