0009
Wappenscheibe mit den Besitzungen der spanischen Krone
Niederlande, 1. Hälfte 17. Jahrhundert
leicht gelbstichiges Glas, beidseitig überschliffen, poliert, Diamantriss; im Zentrum das spanische Wappen mit Helmzier und dem Orden des Goldenen Vlieses, aus der Mitte der Helmzier aufsteigend der dreifache Turm des Königreichs Kastilien und der holländische Löwe, flankiert von den bekrönten Säulen des Herkules mit dem Schriftband "Plus ultra" und der Wappendevise "NEC SPE / NEC METU"; in den unteren Ecken zwei Glieder der Kette vom Goldenen Vlies mit dem Spruch "ANTE FERIT QUAM FLAMMA MICET"; das Zentralmotiv gerahmt von den Wappen der spanischen Besitzungen, beginnend am linken Rand in der Mitte über "AUSTRIA" (im Uhrzeigersinn): "SEVIGLIA, TOLEDO, XV INSULA (15 kanarische Inseln), GRANATA, PORTUGAL, MAIORCA, NAPOLI, HIERUSA (Jerusalem), ARRAGO, CASTIGLIA"; im nächsten Feld der auf die Macht des holländischen Löwen bezogene Spruch "LEO RUGIT QUIS NON TIMEBIT", anschließend die weiteren Besitzungen: "LEON, BISCAIA, NAVARRA, CICILIA, VALENTIA, GALITIA, MURTIA, BOROGNE, LUXENBUR, GHELDRIA, GALABRIA, ARTHIOS, HANNON, ZELAND, FRIZE (Friesland), MALINES (Mecheln), GRONING, ANVERS (Antwerpen), NAMUR, HOLAND, TRAIECTI (überseeische Kolonien), FLANDRE, MILAN, LEMBOURG, BRABANT"; Bleieinfassung; Sprung an der unteren linken Ecke
44,2 x 34,5 cm
Provenienz
Sammlung A. J. Guépin (1897-1964);
1989 Christie's, Amsterdam, Auktion am 5.7.1989, Nr. 33;
1990 Glasgalerie Michael Kovacek, Wien
Ausstellung
1969 Delft, Prinsenhof
Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
erzielter Preis: € 70.400 (inkl. Gebühren und österreichischer MwSt.)
Auktion ist beendet.
Die diamantgerissene Scheibe ist - wohl nach einer zeitgenössischen Stichvorlage - mit großer Wahrscheinlichkeit in den spanischen Niederlanden während der Regierungszeit König Phillips IV. (reg. 1621-1661) entstanden. Er führte dasselbe Wappen wie sein Großvater Phillip II. und sein Vater Phillip III.
1626 bemühte er sich, auf dem Reichstag zu Barbasto alle spanischen Provinzen zu einem Reichskörper zu vereinigen. Damit hatte er zwar keinen Erfolg, aber die Vorstellung von der Reichseinheit könnte durchaus Anlass für die Entstehung dieser Scheibe gewesen sein.