Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

28. Februar 2018, 14:00 Uhr

0410

Rudolf von Alt

(Wien 1812 - 1905 Wien)

„Votivkirche in Wien“
Tusche und Aquarell auf Papier
87 × 107 cm

Provenienz

Privatsammlung, Österreich

Schätzpreis: € 15.000 - 0
Ergebnis: € 35.840 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Kurz nach dem Attentat auf Kaiser Franz Joseph 1853 rief der Bruder des Kaisers, Erzherzog Ferdinand Max, dazu auf, als Dank für das Überleben des Kaisers eine Kirche zu erbauen. Dieser Aufruf erfolgte somit noch vor dem eigentlichen Beschluss der Stadterweiterung im Dezember 1857. Im April 1854 fand sogleich die öffentliche Ausschreibung statt und Architekten des In- und Auslandes wurden dazu aufgefordert, ihre Entwürfe einzureichen. 75 Arbeiten wurden daraufhin bewertet und schließlich kürten die Juroren Heinrich Ferstels Entwurf zum Gewinner. Leider haben sich nur 2 der 6 Entwurfszeichnungen dieses Konkurrenzkampfes von Ferstel erhalten. Am 24. April 1856 erfolgte die Grundsteinlegung und nach zahlreichen Planänderungen wurde der Bau 23 Jahre später am 24. April 1879 fertiggestellt (vgl. Norbert Wibiral/Renata Mikula, Heinrich Ferstel, Bd. 3, Bauten und Ihre Architekten, aus der Reihe: Die Wiener Ringstraße. Bild einer Epoche, Band VIII, Wiesbaden 1974, S. 3-38).

Die Architekturvorhaben der Zeit hielten auch Aufträge für die Künstler bereit. Rudolf von Alt war früh in solche Bauprojekte involviert. Mehrere Architekten von Ringstraßenbauten wandten sich an ihn, damit er Pläne und Skizzen, manchmal auch mehrere Varianten malte, damit diese besser vorstellbar waren. 1869 sollte er sogar eine riesige Perspektive nach den Skizzen und Plänen des sogenannten „Kaiserforums“ ausführen (vgl. Walter Koschatzky, Rudolf von Alt, Wien/Köln/Weimar 2001, S. 254). Als Erbstück aus der Familie Ferstel dokumentiert auch vorliegendes Blatt diese Art von Kooperation, in diesem Fall zwischen dem Architekturbüro von Heinrich Ferstel und Rudolf von Alt. Ursprünglich als Architekturentwurf geschaffen, sollte der Künstler diesen wohl mit Farbe ansprechender gestalten und beleben. Virtuos setzte dieser die Schatten sowie die Glanzlichter und besiedelte den Vorplatz mit Kirchgängern, Kutschen und Spaziergehern. Alt nimmt keine Rücksicht auf bereits Vorhandenes, sondern setzt die Farbe auf kühne Weise darüber. Es bleibt der charakteristisch freie Pinselstrich, der den Figuren und dem Himmel ihre Lebendigkeit einhaucht. (SP)