Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

05. Dezember 2017, 18:00 Uhr

0231

Carl Moll

(Wien 1861 - 1945 Wien)

„Flusslandschaft“
um 1900
Öl auf Leinwand
60 × 60 cm
Signiert links unten: CMoll

Provenienz

Dorotheum Wien, 19. -27. 3. 1985, Nr. 209;
österreichischer Privatbesitz

Ausstellung

2014/2015 Wien, Belvedere, Im Lichte Monets, 20. 10. 2014 - 8. 2. 2015, Abb. 17, S. 44

Das Gemälde wurde von Cornelia Cabuk für das Werkverzeichnis Carl Moll in der Reihe der Belvedere Werkverzeichnisse dokumentiert.

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 64.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Über die spiegelnde Wasseroberfläche eines Flusses führt Carl Moll den Blick des Betrachters auf das gegenüberliegende Ufer, wo hinter einer Gruppe von Weiden eine weitläufige Industrieanlage liegt. Dem diesseitigen Flussufer im Bildvordergrund in einem offenen, summarischen Duktus schenkt er wenig Aufmerksamkeit und konzentriert sich auf die meisterhafte malerische Interpretation des Gewässers mit kleinen, gekräuselten Wellen an den untiefen Stellen und der sichtbaren Strömung gegen die Flussmitte. Je nach Beschaffenheit des Wasserspiegels schildert Moll den Lichteinfall und Reflexionen auf dem bewegten Element.

Die Darstellung von Gewässern war ein Leitthema der Impressionisten und Moll bezog sich bei der Darstellung des Atmosphärischen offensichtlich auf die französische Malerei. Auch die Wahl des Sujets ist inspiriert durch die Impressionisten, welche sich in Anlehnung an Baudelaire dem „modernen Leben“ widmeten, Industrie und Städte im Aufbau thematisierten. Technischer Fortschritt und Industrie hatten einen wichtigen Stellenwert in ihren Gemälden aus der Umgebung von Paris im Zeitalter der Industrialisierung. Es spricht für die moderne Einstellung von Moll, der sich in dieser Werkphase denkbar weit von seinem Lehrer Emil Jakob Schindler entfernte, dass er hier den Einbruch des Neuen für sich adaptierte. Moll war überaus bestrebt, moderne internationale Kunst an die Secession zu bringen und dem Wiener Publikum in bester Qualität vor Augen zu führen. 1903 war er Mitorganisator der großen Impressionismus-Schau in der Secession mit 259 Objekten. Die Ausstellung zeigte einen umfassenden Überblick über die Entwicklung des Impressionismus und wesentliche Protagonisten wie Manet, Monet, Renoir, Degas, Sisley und Pissarro u. a. Als Ausstellungsorganisator reiste Moll viel und kannte die französische Malerei aus eigener Anschauung. Als er im April 1900 zum Präsidenten der Secession gewählt worden war, reiste er im gleichen Jahr als österreichischer Delegierter zur Pariser Weltausstellung, wo er für sein Gemälde "Vor dem Diner" eine Silbermedaille erhielt. Nicht zuletzt bei dieser Gelegenheit wurde ihm die Faszination der Franzosen durch die moderne Technik bewusst, wobei auch die Donaumonarchie ihre Identität als Industrienation behauptete. Der Darstellung moderner Manufakturen widmete sich Moll in dieser Zeit auch im Gemälde "In der Kaffeemittelfabrik", in dem er die Betriebshalle mit Arbeiterinnen als impressionistischen Innenraum malte.

Die unmittelbare Umsetzung von Licht und Atmosphäre in Farbe erscheint im Gemälde "Flusslandschaft" besonders geglückt, wobei Moll einen Sinn für feine Nuancen und Kontrastwirkung hatte. Unter dem Eindruck seines Paris Aufenthalts 1900 schrieb Moll in seinen Erinnerungen: „Ich schaue geblendet in das Licht, das die französischen Impressionisten in ihre Bilder gebannt haben.“ (Cornelia Cabuk)