Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

18. Oktober 2017, 17:00 Uhr

0687

Eugen Jettel

(Johnsdorf 1845 - 1901 Lussingrande)

„Wiesenstück bei Pont-Aven“
1886
Tempera auf Karton
44 x 55 cm
Gewidmet, signiert, bezeichnet und datiert links unten: Meiner lieben Cilli / Eugène Jettel. pont-aven / 1886.

Provenienz

Dorotheum Wien, 7./10. November 1972, Nr. 210;
Privatbesitz, Österreich

Literatur

Heinrich Fuchs, Eugen Jettel, Wien 1975, S. 170, WV-Nr. 292 (Abb.), Abb. 7

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Ergebnis: € 15.360 (inkl. Gebühren)

Eugen Jettel gehört gemeinsam mit Emil Jakob Schindler und Robert Russ zu den wichtigsten Vertretern der österreichischen Avantgarde der Landschaftsmalerei ab Mitte des 19. Jahrhunderts, bei der einfache Motive als Hauptthema eine subtile malerische Überhöhung erfuhren. Als erster setzte sich Jettel intensiv mit der französischen Variante der „paysage intime“ auseinander und zog 1875 als einziger für 20 Jahre nach Paris. Der erfolgreiche Kunsthändler Charles Sedelmayer nahm in unter Vertrag, was Jettel ein sicheres Einkommen gewährte. Gemeinsam mit seiner Frau, der Wienerin Cäzilie („Cilli“) Mailer, wurde seine Wohnung in Paris zum Treffpunkt deutschsprachiger Maler (u. a. kamen Josef Engelhart, Eduard Charlemont, August von Pettenkofen, Mihály Múnkacsy). Nach seiner Rückkehr 1897 trat Jettel der Wiener Secession bei, ohne diesen Stil künstlerisch nachzuvollziehen. 1901 verstarb er auf einer seiner vielen Reisen in Triest.

1886 hielt sich Jettel nachweislich in Pont Aven in der Bretagne auf, zeitgleich mit Paul Gauguin und auf den Spuren der Impressionisten wie Eugene Boudin oder Claude Monet. Der in diesem Bild festgehaltene Blick auf ein Wiesenstück zelebriert die Essence der „paysage intime“, die gerade wegen dieser Einfachheit revolutionär war und bewusst den Fokus weg vom Motiv hin zur malerischen Interpretation legte. Ähnlich wie in der Fotografie – die damals viele Künstler faszinierte – werden die Blumen im Vordergrund mit der Exaktheit eines feinen Pinsels scharf hervorgehoben, während der Hintergrund in bewusster Unschärfe belassen wird. Jettel widmete das Bild seiner Frau, was dem Werk eine eigene Intimität und Authentizität verleiht. (MHH)