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Auktion: Alte Meister

18. Oktober 2017, 15:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

0401

Johann Baptist Lampi der Jüngere

(Trient 1775 - 1837 Wien)

„Daniel Mecséry de Tsoor (1759-1823)“
wohl 1815-20
Öl auf Leinwand
112 × 91 cm
rechts unten signiert (z.T. undeutlich): Lampi / fil... / pi...

Provenienz

(laut Familienüberlieferung der Einbringer): seit dem 19. Jahrhundert in Familienbesitz

Ausstellung

2015 Ingolstadt, Bayerisches Armeemuseum

Literatur

Margot Hamm / Evamaria Brockhoff u.a. (Hg.), Napoleon und Bayern. Katalog zur Bayerischen Landesausstellung 2015, Ausstellungskatalog, Bayerisches Armeemuseum, Ingolstadt 2015, S. 210-212, mit Abb. (als Johann Baptist Lampi d.Ä.)

Wir danken Herrn Dr. Roberto Pancheri für die Bestätigung des Gemäldes als Werk von Johann Baptist Lampi dem Jüngeren (anhand eines professionellen Fotos). / We are grateful to Dr. Roberto Pancheri for confirming the painting as work by Johann Baptist Lampi the Younger (on the basis of a professional photo).
Ebenfalls danken wir Leopold Kudrna für seine Hilfe bei der historischen Einordnung und der Katalogisierung des Gemäldes.

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Auktion ist beendet.

„Freiherr Daniel Mecséry de Tsoor (1759–1823) machte in der österreichischen Armee eine bemerkenswerte Karriere. 1778 als Kadett eingetreten, erreichte er bis 1792 bei den Eszterházy-Husaren den Rang des Rittmeisters. In den Kämpfen des Ersten Koalitionskriegs der kaiserlichen Streitkräfte gegen die Franzosen zeichnete Mecséry sich aus, 1796 wurde ihm der MilitärMaria-Theresia-Orden verliehen, vier Jahre später wurde er zum Generalmajor ernannt. ... Der Zweite Koalitionskrieg brachte Mecséry neben der Beförderung auch einige Monate Kriegsgefangenschaft. In den Berichten des Marschalls Joachim Murat an Napoleon und an andere Militärs wird Mecséry als hochrangiger österreichischer General mehrfach erwähnt. 1805 wurden ihm
in einem Scharmützel bei Eschenau nordöstlich von Nürnberg lebensgefährliche Säbelhiebe zugefügt. In seiner Autobiografie schrieb er, dass er „tödlich blessiert“ worden und „als intransportable zurückgeblieben“ sei. Doch gelang es, ihn nach Nürnberg zu bringen, wo die neun schweren und fünf leichten Hiebwunden am Kopf notdürftig versorgt wurden. Der Vorfall erregte so viel Aufsehen, dass sogar ein Kupferstich (Abb.1) in Umlauf kam, der in drei verschiedenen Perspektiven des Kopfes detailliert die Wunden dokumentiert. Der zugehörige Text nennt „vier Säbelhiebe, die alle bis auf das Gehirn eindringen“, und „vier sehr gefährliche ( ) Hiebe am Hinterhaupt“. Außerdem sei Mecséry der rechte Vorderarm abgehauen worden.
Der Schädel Mecsérys (Abb. 2), der sich im Naturhistorischen Museum in Wien erhalten hat, zeigt deutlich die schweren Hiebverletzungen. Das Überleben des Schwerverletzten grenzt, auch angesichts der schlechten Hygienebedingungen dieser Zeit, an ein Wunder. Nach siebenmonatigem Aufenthalt in Nürnberg, für die Mecséry etwa 5000 Gulden Auslagen hatte, konnte er im Mai 1806 die Rückreise nach Wien antreten, wo er von Kaiser Franz I. empfangen wurde, der die Kopfwunden selbst in Augenschein nehmen wollte. In der Folgezeit hatte Mecséry mehrere Kommandeursstellen in Kroatien, Mähren und Schlesien inne, 1814 wurde er Mitglied des Hofkriegsrats.“ (vgl. Hamm/Brockhoff, 2015, S. 211–212)
Vorliegendes Porträt zeigt Freiherrn Daniel Mecséry de Tsoor in der ungarischen Gala-Uniform eines k.k. Feldmarschalleutnants. Er trägt das Kommandeurkreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens um den Hals und das Goldene Zivil-Ehrenkreuz (1813/14) an der linken Brustseite. Im Gegensatz zu einem Bildnis Mescérys, welches von Wendelin Moosbrugger (1760–1849), der anlässlich des Wiener Kongresses in Wien war und sich später als Hofmaler in Stuttgart aufhielt, gefertigt wurde, zeigt vorliegendes Werk Mescéry mit dem 1813/14 verliehenen Goldenen Zivil-Ehrenkreuz. Bemerkenswert erscheint, dass der in der Grafik erwähnte Verlust des rechten „Vorderarms“ hier – wenn auch dezent am unteren Bildrand – bildlich dokumentiert ist. Die als medizinisches Wunder geltenden Kopfverletzungen sind hingegen in keiner Weise mehr sichtbar. Den schwersten Verwundungen trotzend lässt sich Daniel Mecséry de Tsoor in diesem Bildnis eines der führenden Wiener Porträtisten bewusst als starken Feldherrn und verdienter General der Napoleonischen Kriege für die Nachwelt darstellen.