Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

18. Oktober 2017, 15:00 Uhr

0430

„Die Verkündigung an Joachim und die Begegnung mit Anna unter der Goldenen Pforte“
um 1515
Öl auf Holz
52 × 94,5 cm
rückseitig ornamentales Dekor
rückseitig geritzte Inschrift (rechts mittig): Balthauser Töpner Anno 160Z
rückseitig geritzte Buchstaben und Jahreszahl (links): IST / (…) Hartmann / 1573

Provenienz

Privatsammlung, Österreich

Gutachten Dr. Bernd Konrad, Radolfzell, den 6. März 2017, liegt bei.

Schätzpreis: € 8.000 - 16.000
Ergebnis: € 14.080 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Auf einem ungewöhnlich breiten Querformat einer Nadelholztafel begegnen wir der Darstellung zweier zeitlich aufeinanderfolgender Szenen aus der Joachims-Legende, dem Vater der Gottesmutter Maria. Der kinderlose Priester Joachim hat sich in die Einsamkeit der Wüste zurückgezogen, wo ihm ein Engel verkündet, dass seine Frau Anna ein Kind erwartet. Als er glücklich nach Jerusalem zurückeilt, begegnet er am Eingang des Tempels, unter der sogenannten „Goldenen Pforte“, seiner Frau in froher Erwartung. Der stilistisch nach Südtirol zu lokalisierende Meister des vorliegenden Gemäldes bettet die beiden Szenen in eine alpine Landschaft und fügt als Bildteiler eine Herde weißer Schafe ein. Im Hintergrund ist ein schönes Haus mit steilem Giebeldach zu sehen. Während die Evangelien die Herkunft Marias weitgehend aussparen, wurde die Erzählung ihrer Eltern in den apokryphen Geschichten und in der Legenda Aurea bildreich geschildert und erfreute sich in der christlichen Ikonographie großer Beliebtheit.

Bei dieser Tafel handelt es sich um den Mittelteil eines ehemaligen Flügelaltares. Die Rückseite des wahrscheinlich im Altarraum frei zugänglichen Schreins ist mit einem grünen ornamentalen Rankenmuster verziert. Die verschiedenen Einritzungen von Namen bzw. Monogrammen stammen vermutlich von Pilgern, wie es ein üblicher Brauch war.

Dr. Bernd Konrad führt in seinem ausführlichen Gutachten mehrere Altarbilder zum Vergleich an, die in der jüngeren Literatur Künstlern aus Brixen in Südtirol zugeschrieben werden. Es sind Werke der ebenfalls in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts dort tätigen Künstler, wie Nikolaus Stürhofer oder Haug Spengler. Mit deren Gemälden zeigen die Gesichter von Joachim und Anna auffallende Parallelen, wie die großen, ausdrucksstarken Augen mit spitzen Enden, die weiche, rhythmische Zeichnung der Falten und die schöne Komposition. Die stilistische Verortung nach Südtirol und auch die Datierung um 1515 erscheinen damit gesichert. Die intensiv leuchtende Farbigkeit ist jedoch bislang herausragend und einzigartig und lässt auf einen in der derzeitigen Forschung (noch) nicht namentlich bekannten Meister schließen.