Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

20. Juni 2017, 18:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

0365

Norbertine Bresslern-Roth*

(Graz 1891 - 1978 Graz)

„Fischende Bären“
1977
Öl auf Jute
75 × 95 cm
Signiert links unten: B·Roth
Rückseitig auf Etikett eigenhändig bezeichnet: Fischende Bären Öl / Bresslern-Roth, Graz 1977

Provenienz

Privatbesitz, Graz

Ausstellung

2003 Graz, St. Veiter Schlössl, Kat. S. 71

Literatur

Helene Martischnig, Norbertine Bresslern-Roth (1891-1978). Das malerische Werk, Dipl.-Arb., Graz 1994, Abb. 437;
Michael Stoff, Bresslern-Roth. Eine Hommage im St. Veiter Schlössl zu Graz, 2003, Abb. S. 71;
Christa Steinle (Hg.), Norbertine Bresslern-Roth. Tiermalerin, Ausstellungskatalog Neue Galerie Graz Universalmuseum Joanneum, 26. 10. 2016 - 17. 04. 2017, WV-Nr. 515 (m. Abb.) sowie Abb. S. 206

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 118.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

In dem 1977 entstandenen Ölgemälde "Fischende Bären" von Norbertine Bresslern-Roth bilden zwei sich um einen Fisch rivalisierende Braunbären das zentrale Motiv. Beide Bären jagen an einem seichten Gewässer und haben bereits je einen Fisch gefangen. Der hintere umklammert ihn mit seinen Zähnen, der vordere hingegen hat den seinen schon verzehrt, die Reste seiner Beute sind vor seinen Tatzen auf einem Felsen zu sehen, nun wendet er sich gierig seinem Konkurrenten zu, welcher jedoch seine Beute zu verteidigen versucht. Dies beweist die von Bresslern-Roth gut beobachtete und umgesetzte lauernde Haltung des hinteren Bären, der mit leicht gesenktem Kopf, zurückgelegten Ohren und angespannten Muskeln seine sofortige Angriffsbereitschaft zeigt. Die Muskelspannung kommt durch die changierenden Brauntöne des Bärenfells gut zur Geltung. Die Bewegung der beiden Kontrahenten ist kompositorisch in ein Oval eingeschrieben, welches fast den gesamten Bildraum ausfüllt.
Eine vegetationslose Flusslandschaft dient als Szenerie, die sich bis in den Hintergrund erstreckt und immer schemenhafter wird. Das Blau-Weiß des Wassers bildet den einzigen Kontrast zwischen dem Braun der Bären und dem Grau-Braun des felsigen Ufers. Dass es sich um ein fischreiches Gewässer handelt, deuten die drei Möwen im Hintergrund an, die am Streit der Bären völlig unbeteiligt sind. Stilistische Einflüsse des Wiener Jugendstils, mit dem Bresslern-Roth während ihrer Studienzeit in Wien von 1910 bis 1917 in Berührung gekommen war, sind bis ins Spätwerk nachweisbar und werden hier vor allem in der dekorativen Darstellung des Wassers deutlich, dessen Wellen in geradezu linearer Weise wiedergegeben werden. Immer wieder bediente sich Bresslern-Roth bestimmter Tierarten als Archetypen für ihre Bildsujets. Der Braunbär bildete ein bevorzugtes Motiv, der oft beinahe vermenschlicht eingesetzt wird, für die Mutterliebe, das jugendliche Spiel zwischen kleinen Bären, oder wie in diesem Fall den Konkurrenzkampf zweier Rivalen.

Schon als Kind hatte sich Bresslern-Roth entschlossen, Tiermalerin zu werden. Nach einer ersten Ausbildung in Graz bei Alfred Schrötter von Kristelli und dem Tiermaler Hans von Hayek in Dachau studierte sie in Wien an der Akademie als Gastschülerin bei Ferdinand Schmutzer, obwohl Frauen zu dieser Zeit noch nicht zugelassen waren. Einen großen Teil ihrer Zeit verbrachte sie im Schönbrunner Tierpark, wo direkt vor dem lebenden Modell unzählige Skizzenblätter als Vorlagen für ihre Gemälde, aber auch zur wissenschaftlichen Buchillustration entstanden. In der Zwischenkriegszeit fanden vor allem ihre Linolschnitte, vornehmlich mit Tiermotiven, internationale Verbreitung bis in die USA und Australien. (Petra Maier)