Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

20. Juni 2017, 18:00 Uhr

0312

Georg Tappert*

(Berlin 1880 - 1957 Berlin)

„Daisy III“
1933
Öl auf Leinwand
65,5 × 51 cm
Rückseitig signiert und bezeichnet: D. 3 / G. Tappert

Provenienz

Galerie Norbert Blaeser, Düsseldorf;
dort erworben in den 1970er Jahren, seither in österreichischem Privatbesitz

Ausstellung

1961 Berlin, Akademie der Künste, Georg Tappert 1880-1957, Gedächtnisausstellung, 05. 02.-19. 03.;
1980 Berlin, Berlinische Galerie, Georg Tappert, 28. 11. - 25. 1., Kat. Nr. 49 (o. Abb.)

Literatur

Gerhard Wietek, Georg Tappert, Ein Wegbereiter der deutschen Moderne, München 1980, WV-Nr. 347, Abb. S. 181

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Auktion ist beendet.

Der Berliner Künstler Georg Tappert gehört zu den wichtigen Wegbereitern der modernen Kunst in Deutschland. Im Verlauf seines Lebens war Tappert auch in Karlsruhe und Worpswede tätig. Er hat einen entscheidenden Anteil an der Entwicklung und dem Durchbruch des Expressionismus in Deutschland und wird als der eigentliche Initiator der "Neuen Sezession" gefeiert, in welcher die beiden bedeutenden Künstlergruppen "Brücke" und "Der blaue Reiter" erstmalig gemeinsam auftraten. Außerdem war er sowohl Teil der "Juryfreien" als auch Mitbegründer der "Novembergruppe", die sich ab 1918 formierte und die soziale Revolution in Deutschland unterstützen wollte. Stark betroffen von der Kunstpolitik des Nationalsozialismus, brach er sein künstlerisches Schaffen vor Beginn des Zweiten Weltkrieges ab, nachdem im Jahr 1933 eine Prüfungsstunde an der Staatlichen Kunsthochschule durch ein Rollkommando unterbrochen wurde. Die Professoren wurden auf die Straße geworfen und die Türen der Klassenräume vernagelt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges engagierte er sich als Lehrer beim Wiederaufbau und der Leitung der Berliner Kunsthochschule. Er konzentrierte sich auf die Unterstützung der nachfolgenden Künstlergeneration ohne selbst wieder künstlerisch aktiv zu werden.

Die Aktmalerei nimmt im Werk des Künstlers Georg Tappert einen besonderen Stellenwert ein. In den 1920er und 1930er Jahren entstehen viele Porträts und Akte aus dem Halbweltmileu der Berliner Cafés, Nachtbars und Varietés. In seinen Gemälden beschäftigt sich der Künstler nahezu ausschließlich mit der Darstellung von Frauen. Es ist offensichtlich, dass ihm das Weibliche als Essenz des Lebens gilt. Dies versucht er immer wieder aufs Neue festzuhalten. In seinen Bildern der Zwischenkriegszeit tritt die kraftvolle Vitalität in den Hintergrund und es überwiegen die verhaltenen, zwiespältigen, müden und teilweise resignierten Empfindungen der Frauen.
Aus Tapperts Bildern geht ein eindeutiges Bekenntnis zu antibürgerlichen Werten hervor und er fokussiert die Bedeutung und Anerkennung derer, die gesellschaftlich am Rand positioniert sind. Während andere Künstler wie Otto Dix, George Grosz oder Karl Hubbuch die Typen in aller Schärfe überzeichnen und darin ihren Hass oder gar Ekel ausdrücken, sucht Georg Tappert hinter den Menschentypen die individuellen und psychischen Züge und Verletzungen. (AKE)