Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

20. Juni 2017, 18:00 Uhr

0302

Norbertine Bresslern-Roth*

(Graz 1891 - 1978 Graz)

„Schafmarkt“
1928
Öl auf Leinwand
110 × 130 cm
Signiert rechts unten: B. Roth

Provenienz

Greifswald Ratsbuchhandlung L. Bamberg, direkt von der Künstlerin erworben;
Firma Segnitz, Bremen, 1933 erworben;
Lempertz Köln, 20. 05. 2006, Nr. 1372 (Titel dort: Marokkanischer Viehmarkt);
Sotheby's Paris, 24. 10. 2007, Nr. 111;
österreichischer Privatbesitz

Literatur

Helene Martischnig, Norbertine Bresslern-Roth (1891-1978). Das malerische Werk, Dipl.-Arb., Graz 1994, Abb. 27;
Christa Steinle (Hg.), Norbertine Bresslern-Roth. Tiermalerin, Ausstellungskatalog Neue Galerie Graz Universalmuseum Joanneum, 26. 10. 2016 - 17. 04. 2017, WV-Nr. 60 (sw.-Abb.);
Moderne Welt, September 1931, Abb. S. 12

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 79.100 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Im Jahr 1928 reist Norbertine Bresslern-Roth mit ihrem Mann nach Libyen. Das Interesse für den Orient und die Faszination für die außereuropäische Kultur schlagen sich in einer Reihe von Ölbildern nieder. An die Bildtradition der Orientmalerei des 19. Jahrhunderts anschließend dokumentiert die Künstlerin die fremde Lebensrealität, die typischen Gewänder und besonderen Marktszenerien des Orients. Während Norbertine in Afrika vor Ort Skizzen anfertigt, hält ihr Mann Georg Bresslern seine Reiseeindrücke in Fotoaufnahmen fest. Basierend auf den Studien und den Reisefotos entstehen später im Atelier monumentale Darstellungen von Märkten, Karawanen und Gassen. Im Rückblick erinnert sich die Künstlerin: "Ich war leider nur ein einziges Mal in Tripolis. Dann sind durch Familienverhältnisse und finanzielle Verhältnisse die Reisen ins Wasser gefallen und ich konnte leider nichts machen. Aber ich reise mit der Phantasie jetzt, das ist ein gutes Flugzeug und dem sind keine Grenzen gesetzt und ich hab es eigentlich nicht vermisst." (N. Bresslern-Roth in einem Interview 1961, zitiert nach: Ausst.-Kat. Neue Galerie Graz, S. 132)

Die großformatige Darstellung eines orientalischen Schafmarkts ist inspiriert von dieser Libyen-Reise. Vergleicht man das Gemälde mit der fotografischen Vorlage wird der dokumentarische Charakter evident. Anders als gewohnt zeigt die Malerin Menschen und Tiere nicht isoliert, sondern in einer figurenreichen, narrativen Szene. Das Element des Erzählerischen - man beachte den gestikulierenden Händler in der Bildmitte - tritt dabei deutlicher als sonst hervor. Indem die Malerin Erinnerung, Imagination und fotografische Vorlage zur Deckung bringt, fängt sie die besondere Atmosphäre des libyschen Viehmarktes malerisch ein. Farbe und Licht sind dabei zentrale Mittel des künstlerischen Ausdrucks. (CMG)