Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

26. April 2017, 18:00 Uhr

0730

Peter Fendi

(Wien 1796 - 1842 Wien)

„Berggrotte von Corniale (Adelsberger Karstgrotte bei Postojna)“
1821
Öl auf Holz
32 × 45 cm
Signiert und datiert rechts unten: P. Fendi. 1821.
Rückseitig alte Klebeetiketten: "Eine Berghölle (sic) darst. Öhlgemälde mit gold. Rahmen. Erworb. (?) v. Sr. Majestät durch den k.k. Kammerdiener Hr. Ruthner den 30. Juni 1821.", sowie zwei weitere Klebezetteln späteren Datums: "Peter Fendi Wien 4/9 1796 - 20/8 1842 / Berggrotte von Corniale / auf dieses Bild bekam P. Fendi 1821 in Venedig / die goldene Medaille. Sig. P. Fendi 1821."

Provenienz

im Juni 1821 dem Kaiser Franz I. gewidmet;
danach Sammlung Carl Widakowich, Wien;
Gilhofer & Ranschburg, Wien, Versteigerung der Sammlung Carl Widakowich, 23. November 1937, Nr. 42;
seit damals Wiener Privatbesitz;
Auktionshaus im Kinsky, Wien, 23.10.2007, Nr. 192;
Privatbesitz, Österreich

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 48.640 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die Berggrotte von Corniale / Adelsberger Grotte bei Postojna im Karstgebiet 50 km südwestlich von Ljubljana war schon zu Peter Fendis Lebzeiten ein beliebtes Ausflugsziel. Kurz vor seinem Besuch wurde die Höhle, die seit dem 13. Jahrhundert bekannt war, für Besucher erschlossen. 1818 wurde das erste Licht installiert und Wege angelegt. Fendi hatte im Frühjahr 1821 im Zuge einer Dienstreise, bei der er Anton von Steinbüchel, den Direktor des k.k. Münz- und Antikenkabinettes (seit 1812 übernahm Fendi Kopieraufträge für das kaiserliche Kabinett und ab Juni 1818 war er als besoldeter Zeichner und Kupferstecher beschäftigt), nach Venedig begleiten konnte, Gelegenheit die Grotte zu besichtigen. Die Reise sollte dem jungen Künstler zur Förderung seiner künstlerischen Ausbildung dienen. In Venedig konnte er alte Meister vor Ort studieren und nach den vielen Kopieraufträgen genoss er offensichtlich das Naturstudium. In den beiden Skizzenbüchern von der Venedigreise (beide in der Albertina Wien), die Fendi nicht nur mit Studien von Antiken, sondern auch mit Szenen vom Stadtleben Venedigs füllte, finden sich auch Skizzen vom Aufenthalt in der Adelsberger Grotte, die er im April 1821 besuchte.

Zurück in Wien schuf er im Auftrag Steinbüchels für Kaiser Franz I.(II.) nach der Reiseskizze „Grotte von Corniale am 12.April 1821, nächst der Straße nach Fiume“ mit Farbangaben, Albertina Inv.-Nr. 26268 Bl.7 das vorliegende Ölgemälde. Es sollte die Dankbarkeit des k.k. Münz- und Antikenkabinetts dem Kaiser gegenüber ausdrücken. Dieser wiederum bedachte Fendi mit einer „goldenen Denkmünze, zur Aufmunterung seines Fleißes“ - eine hohe und für Künstler damals noch seltene Auszeichnung. Während Fendi in dem Ölbild einen eindrucksvollen Einblick in das Innere des 20 km langen Höhlensystems mit seinen malerischen Tropfsteingebilden gibt, findet sich in den Skizzenbüchern auch eine Zeichnung vom Eingang zur Grotte (datiert mit 2. April 1821), der auf vorliegendem Ölgemälde im hinteren oberen Bildteil - hier als Ausgang - zu erkennen ist.
Noch im selben Jahr begleitete Fendi Steinbüchel auf einer weiteren Dienstreise diesmal nach Salzburg, auf der sich der Künstler nach Steinbüchel „mit Bauernhochzeiten zu belustigen“ wusste. Wieder konnte Fendi die Reise neben seinen dienstlichen Arbeiten zum Freihandzeichnen und zur Landschaftsmalerei nutzen und den Grundstein für seine spätere Genremalerei legen.