Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

26. April 2017, 15:00 Uhr

0451

Erasmus II. Quellinus

(Antwerpen 1607 - 1678 Antwerpen)

„Salomon und die Königin von Saba“
um 1650
Öl auf Leinwand
105,5 × 163 cm

Provenienz

Privatsammlung, Österreich

Wir danken Dr. Hans Vlieghe für seinen Vorschlag zur Zuschreibung des Gemäldes an Erasmus Quellinus d. J. (anhand von professionellen Fotos).

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 25.600 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Erasmus Quellinus der Jüngere war einer der führenden flämischen Historienmaler in der Nachfolge von Peter Paul Rubens. Er stammte aus einer angesehenen Antwerpener Bildhauer– und Künstlerfamilie. Um 1633/1634 wurde er als Meister in die Antwerpener Lukasgilde aufgenommen und arbeitete ab 1634 in der Werkstatt von Peter Paul Rubens, dessen engster Mitarbeiter er wurde. Nach Rubens Tod 1640 wurde er zu seinem Nachfolger als Stadtmaler von Antwerpen ernannt. In Folge führte er die barocke Kunstauffassung von Rubens in eine eher klassizistisch grundierte Malerei über. Gut dokumentieren lässt sich diese Neuorientierung an einem seiner wichtigsten Ausstattungsprojekte, die des Palais op de Dam in Amsterdam, das er um 1656 zusammen mit seinem Bruder Artus Quellinus ausstattete. Sein umfangreiches Œuvre umfasst vor allem Altarbilder in Antwerpen und anderen flämischen Städten. Quellinus arbeitete auch als Stecher, übernahm von Rubens die künstlerische Leitung des Druckhauses Plantin und lieferte Entwürfe für Tapisserien ab. Wie Rubens besaß der vielseitige Künstler, der auch Philosophie studierte, ein umfangreiches kulturhistorisches Wissen.

Die Geschichte von der Begegnung Salomons mit der Königin von Saba aus dem Ersten Buch der Könige im Alten Testament hat Quellinus um 1650 in bisher drei bekannten, aber identen Versionen in verschiedenen Größen gemalt. Eines befindet sich im Besitz der Sammlung Lichtenstein in Vaduz (150 x 238 cm), ein weiteres in der Staatlichen Gemäldesammlung in Kassel (99 x 137 cm) (vgl. De Bruyn, JeanPierre: Erasmus II Quellinus (1607–1678). De Schilderijen met Catalogue Raisonné. Freren 1988, S. 203f.). Im vorliegenden Gemälde versuchte der Maler aber eine neue kompositorische Lösung, die das Geschehen mehr aus der Nähe erfasst und die Architektur in den Hintergrund rückt. Die Mitte des Bildes nimmt die Königin von Saba in einem prachtvollen, Hermelin gesäumten Kleid ein. Geschildert wird die Szene, wo die Königin, selbstbewusst stehend, den König mit Rätselfragen auf die Probe stellen will. Dieser sitzt im Schatten des Baldachins auf seinem prachtvollen, von drei goldenen Löwen verzierten Thron. In einer ähnlich sprechenden Gestik der Hände und im direkten Blickkontakt mit der Königin weiß Salomo auf alles eine Antwort. Mit Interesse verfolgen seine Diener, aber auch die Gefolgschaft der Königin das Gespräch. Unter den kostbar gekleideten Frauen, weist aber nur die kniende, in einem Umhang aus Leopardenfell gekleidete schwarze Dienerin auf die eigentliche Herkunft der Königin aus dem heutigen Jemen hin. Kostbare Vasen und Gefäße in Gold stehen für die reichen Geschenke, die die Königin aus Ehrfurcht vor seiner Weisheit Salomon am Ende ihres Besuches übergab.
Das Bild zeichnet sich besonders durch die harmonische Farbkomposition aus, die in einem gedämpften Licht gehalten, der ernsten und ruhigen Atmosphäre des Themas entspricht. Als exzellenter Figurenmaler weiß Quellinus die Figuren räumlich zu modellieren und sie auf der Bühne des Palastes wirkungsvoll in Szene zu setzen. (MHH)