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„Proserpina nimmt von den Früchten des Pluto (Ovid. Met. V. 534-550)“
17. Jahrhundert
Öl auf Holz auf Holz
48,5 × 63 cm
Provenienz
Versteigerung Dorotheum, Wien, 28. November 1972, Lot 37, Tafel 6 (als Toussaint Dubreuil Umkreis);
Privatbesitz, Tirol
Schätzpreis: € 5.000 - 10.000
Meistbot: € 3.000
Auktion ist beendet.
Die Geschichte von Pluto und Proserpina beginnt auf dramatische Weise mit ihrer Entführung in die Unterwelt, weil keine Frau bei Pluto im Schattenreich bleiben wollte. Die Fruchtbarkeitsgöttin Ceres, die Mutter des Mädchens, ließ daraufhin aus Trauer keine Saat mehr wachsen. Jupiter musste eingreifen und forderte die Freilassung von Proserpina. Doch Pluto gab dem Mädchen Früchte zum Abschied und als diese sein Geschenk aß, blieb sie durch einen Liebeszauber an den Gott der Unterwelt gebunden. Als Kompromiss entschied Jupiter, dass Proserpina das halbe Jahr bei ihrer Mutter verbringen soll, die andere Hälfte bei ihrem Mann. Dies war der Ursprung der Jahreszeiten, welche die Freude und den Kummer der Göttin Ceres widerspiegeln.
In vorliegender Darstellung lagert Proserpina im Vordergrund und blickt in Richtung des Betrachters. Der Apfel in ihrer Hand und der Früchtekorb verweisen auf den Liebeszauber, mit dem Pluto sie an sich band. Auch die Szene im Hintergrund verweist auf diese Episode. Dahinter erkennt man den Höllenhund Zerberus als Symbol für Pluto und einen Faun, der die Szene beobachtet. Abgetrennt von der diesseitigen Welt mit ihrer üppigen Vegetation erkennt man in der Entfernung die Unterwelt.
Das Motiv des parallel im Bild liegenden Aktes hat eine lange Tradition. Bereits Giorgione und Tizian positionierten 1510 ihre „Schlafende Venus“ aus der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden auf ähnliche Weise und auch Tizian breitete später in seinem Gemälde „Venus mit dem Orgelspieler“, heute in den Staatlichen Museen zu Berlin, die Liebesgöttin bildparallel zum Betrachter aus (vgl. Harald Marx, Gemäldegalerie Alte Meister Dresden, Band II, Köln 2007, S. 271, Nr. 185, Gal.-Nr. 185; vgl. Filippo Pedrocco, Tizian, München 2000, S. 219). Wie sehr sich der Künstler des vorliegenden Werkes dieser Bildtradition bewusst war, zeigt das hauchzarte Tuch, welches bereits den Schambereich von Tizians Venus bedeckte.