Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

30. November 2016, 18:00 Uhr

1047

Otto Muehl*

(Burgenland 1925 - 2013 Portugal)

„Kopulierende unter Palmen“
1984
Öl auf Leinwand; ungerahmt
139 × 180,5 cm
Signiert und datiert rechts unten: Muehl 17.4.84

Literatur

Diethard Leopold (Hg.), Otto Muehl. Sammlung Leopold. 11.06.2010-04.10.2010, Austellungskatalog, Leopold Museum, Wien 2010, Abb. S.109.

Schätzpreis: € 18.000 - 36.000
Auktion ist beendet.

„der künstler arbeitet mit methoden, die den ausdruck verstärken.“
(Otto Muehl, Manifest der Kunst, in: Otto Muehl. Sammlung Leopold, Ausstellungskatalog, Leopold Museum, Wien 2010, S. 8)

Um den Ausdruck zu verstärken, bedient sich Otto Muehl in seinem vielschichtigen Oeuvre, vor allem im malerischen Werk ab den 1970er Jahren, der unterschiedlichsten Stilmittel. Dabei setzt er sich zeitgleich mit durchaus unterschiedlichen Ansätzen wie der Art Brut, einem ausgeprägten Farbeexpressionismus, mit Vincent Van Gogh (ihm widmet er eine eigene Serie) oder René Magritte sowie einer stark gestischen Malerei auseinander. „Der klassische Kanon der europäischen Kunstgeschichte wird ironisch thematisiert.“ (Hubert Klocker, in: Otto Muehl. Sammlung Leopold, Ausstellungskatalog, Leopold Museum, Wien 2010, S. 25) Letztlich geht es Muehl aber immer um die Demontage eines traditionellen Kunstbegriffs. So zeigen die 1980er Jahre die „Handschrift eines Künstlers, der bei der Wahl der gestischen Möglichkeiten und des Materials mit der Souveränität und Sicherheit jener ästhetischen Freiheit vorgeht, die auch von ihm selbst in der formalen Revolution der 1960er Jahre erkämpft wurde.“ (s.o., S. 31) Gleichzeitig kommt eine sinnliche Unbekümmertheit in die Malerei zurück, die sich thematisch und in der Farbwahl äußert.

Südlich-exotische Landschaften mit tropischer Vegetation waren schon bei Paul Gauguin Sinnbild eines ursprünglichen, nicht von einer Konsumgesellschaft verdorbenen Lebens. Der Mensch befindet sich im Einklang mit der Natur und sich selbst. Das Motiv des nackten Körpers, in Paaren oder Gruppen, die Menschendarstellung an sich ist ein dominierendes Motiv im Werk Otto Muehls. In den späten 1970er und frühen 1980er Jahren fließen die in der Kommune am Friedrichshof durchgeführten Selbstdarstellungsübungen, die in engem Zusammenhang mit den Materialaktionen der Jahre 1963 bis 1966 stehen, in seine Arbeit ein. Farblich und im Malstil drängen sich Parallelen zu den um 1980 in Deutschland aufkommenden „Nouveaux Fauves“ oder „Neuen Wilden“ wie Helmut Middendorf oder Salomé auf. Ein Strömung, die auch in Österreich mit Siegfried Anzinger, Erwin Bohatsch, Herbert Brandl, Gunter Damisch, Alois Mosbacher, Hubert Scheibl und Hubert Schmalix ihre Proponenten findet. Der große Einzelgänger Otto Muehl kann dieser Gruppierung nicht zugerechnet werden, kommt aber zeitgleich in manchen Bildern zu verblüffend ähnlichen Lösungen. Die Hauptmerkmale dieser Stilrichtung wie eine kräftige, übertriebene Farbigkeit, ein schwungvoll-heftiger, spontaner Pinselstrich und weitgehende Zurückdrängung einer Tiefenräumlichkeit finden sich auch bei Otto Muehl. Spontan und obsessiv, als archaische Urgewalt wird die freigelebte Sexualität wiedergegeben. (Sophie Cieslar)