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Otto Muehl ist künstlerisch vor allem für seine Beiträge zum Wiener Aktionismus bekannt, wo er sich der Zerstörung des Tafelbilds zugunsten eines umfassenderen Kunstbegriffs widmete. Tatsächlich bleibt die Malerei in seinem Werk stets vorhanden und ist den Kunstbegriff Muehls genauso offensichtlich auszudrücken im Stande wie seine performativen Arbeiten. Ab der Mitte der 70er Jahre wendet er sich auch wieder dem gemalten Tafelbild zu. Neben Porträts und Landschaften entstehen Arbeiten mit explizit sexueller Thematik. Um 1984 widmet er sich dabei einer Reihe von Werken, in denen er sich speziell mit Vincent van Gogh auseinandersetzt. Der Künstler wird meist im Titel namentlich erwähnt, sein Porträt ist im Bild wiedererkennbar. Seine typische Malweise wird von Muehl auf beeindruckende Weise aufgenommen und wiedergegeben: das bekannte, fließende Setzen der Pinselstriche sticht genauso ins Auge wie die Konzentration auf strahlendes Blau, Grün und Weiß, sowie auf Erdtöne für das Inkarnat. Dies spricht für eine intensive künstlerische und persönliche Auseinandersetzung mit dem Werk und dem Menschen van Gogh, der als Paradebeispiel für eine zerrissene Künstlerpersönlichkeit steht, ein autodidaktisches Genie, das seiner Zeit voraus ist und darauf extatisch und selbstzerstörerisch antwortet.
„van gogh, der heilige, der in den wolken tanzt, sich ins kornfeld schmiedet, in den bauch sich die kugel schießt.
hölle und himmel.
tod und leben.
das hat uns van gogh gegeben.“
(Otto Muehl, Aktionismus und Kunst, 2004) (Nina Binder)