Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

29. November 2016, 18:00 Uhr

0346

Anton Mahringer*

(Neuhausen 1902 - 1974 St. Georgen/Gailtal)

„Blick von Labientschach zur Gail“
1935
Öl auf Leinwand
55 × 45 cm
Monogrammiert und datiert rechts unten: AM 35

Provenienz

Privatbesitz, Kärnten;
im Kinsky Wien, 02. 12. 2008, Nr. 100;
österreichischer Privatbesitz

Literatur

Gerbert Frodl und Elisabeth Brandstötter (Hg.), Anton Mahringer, Salzburg 2004, WV-Nr. WVAM 157, Abb. S. 288

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Ergebnis: € 26.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

1928 noch als Schüler der Stuttgarter Akademie kommt Anton Mahringer mit seinem damaligen Lehrer Anton Kolig im Sommer nach Nötsch im Gailtal. Die Faszination für die Landschaft, die eingefasst von den Karnischen und Julischen Alpen, einen ganz besonderen Reiz ausübt, soll ihn nicht mehr verlassen. 1931 übersiedelt er nach Kärnten. Bis 1944 wohnt er in Labientschach, danach bis zu seinem Lebensende in St. Georgen.

Die Jahre um 1930 sind geprägt von einer intensiven Auseinandersetzung mit verschiedensten Kunstströmungen. Besonders beeindruckt ist Mahringer von der großen Ausstellung deutscher Expressionisten 1926 in Dresden und der Karlsruher Van Gogh-Ausstellung 1929. Dieses künstlerische Umfeld beeinflusst den Stil der späten 1920er Jahre und führt zu einem kraftvollen, gestisch-expressiven Malstil.

1935 hat er den Blick von Labientschach über das von der Gail durchflossene Tal hinweg zum imposanten Gebirgszug der Julischen Alpen festgehalten. In der Landschaftsdarstellung findet Anton Mahringer das ideale Medium, um die Natur mittels Malerei zu erobern. Er baut seine Szenerien aus Licht und Farbe auf, dabei kommt es zum raschen Wechsel von kalten und warmen Farbtönen, die der Künstler gekonnt nebeneinander setzt und miteinander kontrastiert. Die Tiefenräumlichkeit entsteht so nicht nur durch den in die Weite führenden Flusslauf und den hoch angesetzten Standpunkt von Maler und Betrachter, sondern auch durch die Relation der Farben zueinander. Die Landschaft ist vom Sonnenlicht durchdrungen, die Helligkeit strahlt von den Berghängen ins Tal und setzt sich im gleißenden Bogen der Gail fort. Licht und Farbe verschmelzen zu einer Einheit. „Nicht zufällig wurde Mahringer wiederholt als Maler bezeichnet, der sich darauf verstehe, auch Luft zu malen“, was zu einer „beeindruckenden künstlerischen Synthese von Licht und Farbe“ (Gerbert Frodl, Elisabeth Brandstötter (Hg.), Anton Mahringer, Salzburg 2004, S. 14) führt. Das Licht selbst wird in radikal neuer Weise als materielle Substanz auf die Leinwand gebannt. Ziel der Malerei ist die Suche nach „dem Wesentlichen in der Natur und dessen Formulierung im Kunstwerk“ (Frodl, Brandstötter, S. 21). Dass es Anton Mahringer wohl gelungen ist, zum Wesen der Natur vorzudringen, mag eine der Erklärungen sein, wie unmittelbar und intensiv wir auch heute noch seine Landschaftsinterpretationen wahrnehmen. (Sophie Cieslar)