Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

30. November 2016, 14:00 Uhr

0467

Mario Dalpra*

(Feldkirch 1960)

„Brother“
2015
Acryl auf Leinwand; gerahmt
110 × 80 cm
Bezeichnet im Bild: Brother
Rückseitig signiert und datiert auf der Leinwand: M Dalpra 15

Schätzpreis: € 3.000 - 6.000
Ergebnis: € 4.620 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

In der Terminologie des Sports muss man Mario Dalpra derzeit Hochform bescheinigen.
Der als Plastiker, Maler und Zeichner vielseitig tätige Künstler hat sich seit längerem einen unverwechselbaren Bild- und Raumkosmos erschlossen, der ihn erfolgreich fordert und offensichtlich über Reserven verfügt, die den schöpferischen Impetus des agilen Vorarlbergers in Wien auf Trab halten. Über Werkdisziplin und Verhaltensgeschick verfügt er
schon lange, so dass seine Schaffensökonomie inklusive Pendelverkehr zwischen Wien, Indonesien – wo stets eine Werkstatt für Plastiken samt Mannschaft auf ihn wartet - und Miami gleichermaßen für Beschäftigung wie internationale Erfolge sorgt. Einer zu Jahresbeginn erfolgten Einladung, für das größte, vor kurzem fertig gestellte, auf den Namen „Harmony of the Sea getaufte Passagierschiff der Welt, drei große Plastiken zu schaffen, ist Dalpra gerne nachgekommen, befindet er sich hier doch in Gesellschaft von Künstlern wie Jeff Koons, Anish Kapoor und Norbert Brunner.

Unsere neue, direkt beim Künstler vorgenommene Auswahl von drei für sich stehenden, überzeugenden Arbeiten (sie sind selbstverständlich auch einzeln erhältlich) versteht sich keineswegs vorrangig, aber nicht zuletzt auch als aufeinander abgestimmtes Ensemble. Dabei ist die Übereinstimmung von hoch sensibler Zeichnung und formal ebenso sicher wie virtuos geformter Plastik sofort erkennbar. In ihrer Stimmigkeit ist sie schwer zu überbieten und erinnert im klug vorgenommenen Einsatz reduzierter bildnerischer Mittel an Barockmusik von Bach und Händel ebenso wie an den unwiederbringlichen Sound des Modern Jazz Quartetts der 1950er Jahre, an die wechselnden Formationen Dave Brubecks und vergleichbare, innovative Nachfolgeensembles.

Vielschichtig, direkt, kontrastreich, mit System wie Gespür für die Tektonik des Bildes und zugleich voller Freude am formal beherrschten Malakt erweist sich Dalpras „Brother“ als eigenständiges, zeitgemäßes Beispiel einer mit Verve in die Welt gesetzten Symbiose
wesentlicher Entwicklungsverläufe zwischen abstrakter Farbfeldmalerei, modifizierter Op -Art und vergleichbaren, darauf folgenden aktuellen Tendenzen. Die auffallende Hinwendung zu einer Vielschichtigkeit mit dichtem Farbauftrag von glatter, gleichsam anonymer Flächigkeit, verleiht dem Bild mit Balance und lediglich angetippter Deutungsmöglichkeit in Richtung Porträt, seine Stärke. Den dekorativen Charakter bei diesem Fest für die Augen hintan zu stellen wäre falsch!

P e t e r B a u m