Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

30. November 2016, 14:00 Uhr

0560

Paul Meissner*

(Wien 1907 - 1983 Wien)

„Kuss“
1973
Acryl auf Leinwand; gerahmt
136 × 71 cm
Monogrammiert und datiert links unten: HM 73

Schätzpreis: € 3.000 - 6.000
Ergebnis: € 5.940 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Ausgewählt von Prof. Baum

Ab 1955, besonders jedoch in den 1960er und 1970er Jahren zählte Paul Meissner zu den führenden Malern Österreichs. Einen international reflektierten Namen machte sich der oftmalige Präsident der Wiener Secession aber auch als Ausstellungsorganisator und vielseitiger Kunstvermittler, dem es wiederholt gelang, Künstler mit Weltgeltung nach Wien zu bringen. So wie er hierzulande für die Moderne kämpfte und die Stellung der Secession als führende Künstlervereinigung festigte, trat er auch engagiert und erfolgreich für österreichische Gegenwartskunst im Ausland ein, die, wie es damals die Regel war, zumeist in größeren Gruppenausstellungen vorgestellt wurde.

Nachdem ein wichtiges Gemälde Meissners vor einem Jahr in unserer 109. Kunstauktion erfolgreich versteigert werden konnte, sind es jetzt zwei weitere Gemälde aus dem Nachlass, die wir übernehmen konnten. Die Gegensätzlichkeit der beiden Hochformate ist auffallend und sticht sofort ins Auge. Die Bilder unterscheiden sich in Stilistik und Malweise, unterliegen jedoch ein und demselben Bemühen beträchtlich abstrahierter expressiver Ausdruckskunst, die den österreichischen Künstler mit dem Italiener Renato Guttuso (1911 – 1987) oder dem Briten Francis Bacon (1909 – 1992) verbunden hat.
Das kraftvolle Spannungsverhältnis, das jedes der beiden mittelgroßen Formate für sich beansprucht, zugleich aber auch in anregender Gegenüberstellung verdeutlicht, ist typisch für die Haltung eines die Wiederholung meidenden Malers, dessen expressiver Realismus ebenso geistige Standortfindung wie Existenzbewältigung zum Thema hat.

Ist es in der „Figur mit Projektion“ der auf den Punkt gebrachte inhaltliche wie formale Dualismus, der die Komposition auszeichnet, so ist es bei dem nicht zuletzt mit Klimt assoziierbaren „Kuss“ Hingabe und die vorbehaltlose Verschmelzung von Mann und Frau, die sich bei dem außergewöhnlichen Gemälde aus einem Guss einprägen.

„Der Kuss“ ist ein stupend gemaltes, irritierendes Bild, das –auch im Oeuvre Meissners- für sich steht, eine kontrastierende Zentralkomposition, die mit leichtem photographischem Touch und greller Kinobeleuchtung die Blicke auf sich zieht.

P e t e r B a u m