Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

30. November 2016, 14:00 Uhr

0598

Oswald Oberhuber*

(Meran, Südtirol 1931 - 2020 Wien)

„o.T.“
1988
Mischtechnik auf Papier; ungerahmt
56 × 42 cm
Signiert und datiert links unten: Oberhuber 88

Schätzpreis: € 1.000 - 2.000
Auktion ist beendet.

Das Grafische im Werk von Oswald Oberhuber

Oswald Oberhubers künstlerisches Schaffen ist unfassbar: Sein Werk scheint die gesamte Kunstentwicklung bis heute mitzumachen und vorwegzunehmen. Dabei sind alle Mittel im Einsatz: von Draht- und Gipsplastiken zu Assemblagen, von Porträts zu Zahlenbildern, wilder Malerei und Zahnbildern, zur Kunst ohne Künstler spannt sich der Bogen. Seine Prämisse von der permanenten Veränderung und die immer brennende Suche nach Authentizität, seine ständige Flucht vor der Routine und vor allem seine außerordentliche Konsequenz haben ihn ein Werk schaffen lassen, das von unglaublicher Intensität und Vielfalt ist. Dabei ist es kaum möglich, einzelne Medien voneinander zu trennen und als eigenständige Blöcke darzustellen – „Mischtechnik“ ist bei Bildbeschreibungen ein oft verwendetes Wort. Dennoch ist das Grafische, wenn auch nicht oft für sich alleine, eine Konstante im Werk Oswald Oberhubers. Das kraftvolle Setzen der Linie ist seine Meisterschaft. In den frühen Arbeiten, die in Oberhubers Kunstschulzeit in den 40er entstanden, finden sich Tuschespuren über ausgewaschenen Aquarellen – informelle Anfänge eines sich mit Riesenschritten verändernden Künstlers. Grafische Spuren spielen auch in den ab den 50ern gegenständlichen Arbeiten eine Rolle; in Assemblagen und Collagen kommen sie genauso vor wie auf monumentalen, bemalten Tüchern. Gemälde wirken oft wie Zeichnungen mit dem Pinsel: Feine Porträts und wild gemalte Tiere lassen an die Worte seiner Schülerin Brigitte Kowanz denken: „Ich sehe bei Ossi keine Malerei. Nur die Zeichnung, und in der Zeichnung ist er virtuos.“ So ist die Linie, das grafische Element schlechthin, im ganzen Werk Oswald Oberhubers sichtbar – als verdichtete Anhäufung in den 40ern, später als Umriss, Richtung, als Ziffern und Zeichen, vielfältig beschreibend oder nur für sich selbst – doch immer klar und kraftvoll. „Das Oberhubers Unruhe eine besondere ist, die tiefer reicht als zu einem versierten Liniengeplänkel und zu starren Stills aus dem Tierleben, sondern im Grunde Kunstmachen selbst thematisiert, ist ein Gedanke, … der … quasi eingepuppt ist in frei schwingende Zeichenkompositionen vom Feinsten und meisterlich.“ (Magdalena Hörmann, in: Stephan Ettl (Hg.), Oswald Oberhuber. Kunsterfindungen, Wien / New York 2006, S. 166.) (Nina Binder)