Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

19. Oktober 2016, 17:00 Uhr

0989

Emil Jakob Schindler

(Wien 1842 - 1892 Westerland)

„Mühle in Vale di Breno bei Ragusa“
1887/88
Öl auf Leinwand
48 × 62 cm

Provenienz

Privatbesitz, Österreich

Literatur

vgl. Heinrich Fuchs, Emil Jakob Schindler. Zeugnisse eines ungewöhnlichen Künstlerlebens. Werkverzeichnis, Wien 1970, S. 263, WV-Nr. 649

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Auktion ist beendet.

Um 1850 gelangten die Einflüsse des Plein-air der "Schule von Barbizon" nach Österreich. Für Emil Jakob Schindler und seinen Kreis waren sie die Bestätigung in ihrer Hinwendung zur Freilichtmalerei, auch wenn ihre Bilder in den Reihen der akademischen Kollegen und Kritiker vorerst auf harte Ablehnung stießen. Dieser Kreis, Emil Jakob Schindler begegnete an der Wiener Akademie Eugen Jettel, Rudolf Ribarz und Robert Russ, frönte in der näheren Umgebung Wiens seiner Begeisterung für die Natur; hier fand er alles, was er suchte: Nebel und Wasserdunst, jähe Sonnenblitze, das erste Grün, das herbstliche Rot und Braun.
Doch der Erfolg stellte sich nur langsam ein, ab 1881 ging es aber endlich bergauf. Schindler war zum Lehrer wie geschaffen, und bald band sich ein Kreis von Freunden und Schülern an ihn: Tina Blau, Marie Egner, Olga Wisinger-Florian und Carl Moll, der mehr als zehn Jahre an der Seite Schindlers verbrachte und nach dessen Tod die Witwe heiratete. Für sie alle war Schindler Leitfigur, Lehrer und Freund, aber vor allem erste künstlerische Instanz. Ab 1885 lebte Schindler in Schloss Plankenberg, auf halbem Weg zwischen Neulengbach und Tulln. Die idyllische Umgebung bot ihm zahlreiche Motive für seine Bilder. Studienreisen führten ihn aber auch nach Holland, Venedig, Frankreich, und nicht zuletzt nach Dalmatien.

Seine erste Reise nach Dalmatien unternahm Schindler bereits 1874, dieser Aufenthalt wurde von seinem Mäzen Baron Leitenberger finanziert. 1887 führte ihn eine Studienreise, begleitet von seiner gesamten Familie und seinem Schüler Carl Moll, wieder dorthin, wo er den Winter 1887/88 in Ragusa (Dubrovnik) verbrachte. Auf dieser Reise sammelte Schindler zahlreiche Eindrücke, die er in Skizzen und Gemälden festhielt, so wird im Werkverzeichnis von Heinrich Fuchs auch zu vorliegender Arbeit eine Naturstudie und eine weitere Fassung erwähnt. Die Mühle in Vale di Breno liegt hoch über dem Meer. Vom Mühlwehr fallen Kaskaden in das felsige Bachbett, das direkt zum Meer führt. Der besondere Reiz der Darstellung liegt neben dem pittoresken Motiv auch in der subtilen Farbpalette. So gestaltete der Künstler den im Schatten liegenden Vordergrund in seiner typischen tonigen Manier. Sanftes Abendlicht beleuchtet Gebäude und Bäume und hell liegt die Adria unter einem Himmel, der beinahe die gesamte obere Bildhälfte einnimmt. Voller Poesie und Stimmung hat Schindler in vorliegendem Werk das Vale di Breno festgehalten, das er selbst als "kleine Zauberwelt" beschrieben hat. (MS)