0778
„Vermählung Mariä“
Öl auf Holz
84,5 × 71 cm (Bildausschnitt); 120 × 168 cm (Tiefe ca. 22 cm)
Architektonisch gestalteter Rahmen; seitlich mit Figuren in Nischen; Gebälk mit Cherubim (16.-19. Jahrhundert)
Provenienz
ehemals Kunsthandel Julius H. Weitzner (1896-1986), New York/ London (laut rückseitiger Bezeichnung);
Privatbesitz, Tirol
Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Ergebnis: € 15.360 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.
Die Verlobung oder seit dem 16. Jahrhundert auch Vermählung Marias mit Josef von Nazaret gehörte zu den sehr beliebten Legenden des Marienlebens und spielte in der katholischen Volksfrömmigkeit und der Kunst bis zum Barock eine bedeutende Rolle. Für die Künstler der Renaissance bot die Geschichte den besonderen Reiz, eine Gruppenszene in eine tempelartige Architektur zu setzen und dabei mit den neuen Erkenntnissen der Raumperspektive zu experimentieren. Den künstlerischen Höhepunkt erreichte das Motiv mit Raffales 1504 vollendetem Meisterwerk.
Der Künstler des vorliegenden Gemäldes löste die Aufgabe, ein Gruppenensemble in ein fast quadratisches Bildfeld zu setzen, indem er die Figuren zum einen linear entlang der Vordergrundlinie platzierte, zum anderen ihre schmalen Körper streckte und in die Säulen der Tempelarchitektur im Hintergrund hinüberführte. Diese gespannte Harmonie findet Parallelen in der Farbwahl von gedämpften Brauntönen bis hin zu leuchtendem Rot, Blau und Gold. Als belebendes Detail wird auch die unterschiedliche Kommunkation zwischen den einzelnen Paaren wahrgenommen, die in reizvollem Kontrast zur klaren Tempelarchitektur steht.