Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

19. Oktober 2016, 14:00 Uhr

0836

Leandro Bassano

(Bassano 1557 - 1622 Venedig)

„Die Auferweckung des Lazarus“
um 1595-1600
Öl auf Leinwand
65,5 × 86 cm
Signiert: LEANDER BASS/ EQUES FE.

Provenienz

Provenienz (laut Pilo 1966, S. 634f.):
Adelsfamilie Dandolo („Casa Dandolo“), Venedig;
um 1750 durch Francesco Algarotti (1712–1764) an die Dresdner Gemäldegalerie
Kurfürst Friedrich Augusts II. von Sachsen (zugleich König August III. von Polen, reg. 1733–1763) vermittelt;
österreichische Privatsammlung

Literatur

Giuseppe Maria Pilo, Leandro da Ponte e la „Resurrezione di Lazzaro“ di Casa Dandolo, in: Arte in Europa. Scritti di Storia dell’ Arte in onore di Edoardo Arslan, Mailand 1966, S. 634f., Abb. 408

Gutachten Giuseppe Maria Pilo (Museo Civico, Bassano, wohl 1950/60er Jahre) liegt bei (in Kopie).
Gutachten Rudolfo Pallucchini (falsche Maßangaben) liegt bei (in Kopie).

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 20.480 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Als einer der vier Söhne Jacopo Bassanos (1510–1592) übernahm Leandro Bassano nach dem Tode des Vaters dessen florierende Werkstatt in Venedig und wurde im Jahre 1595 vom Dogen Marino Grimani (1533–1605) geadelt. Die Tatsache, dass Leandro Bassano danach seiner Signatur den Titel „Eques“ hinzufügte, hilft auch bei der genauen Datierung des vorliegenden Gemäldes. So hatte Leandro Bassano um 1592–96 eine Komposition der „Auferweckung des Lazarus“ für die Chiesa della Carità geschaffen, welche sich heute in der Galleria dell’Accademia in Venedig befindet (vgl. Edoardo Arslan, I Bassano, Mailand 1960, Abb. 308). Dieses hochformatige Werk ist vorliegendem Gemälde malerisch sehr verwandt, so dass auch eine zeitnahe Entstehung der beiden Gemälde anzunehmen ist. Da die querformatige Version durch die Signatur nicht vor der Adelung des Künstlers entstanden sein kann, muss somit eine Datierung von um 1596–1600 erfolgen. Der hier vorliegenden Behandlung des Themas diente wohl ein Gemälde Abraham Bloemaerts als seitenverkehrte Kompositionsvorlage (vgl. Pilo 1966, Abb. 409).

Giuseppe Maria Pilo nimmt an, dass es sich bei vorliegendem Gemälde wohl um jenes Werk handelt, welches Francesco Algarotti (1712 –1764) um 1750 an die Gemäldegalerie Augusts III. nach Dresden vermittelte (vgl. Pilo 1966, S. 634f.). Francesco Algarotti war Mitte des 18. Jahrhunderts einer der gefragtesten Kunstberater der europäischen Höfe und es sind bereits aus den 1750er Jahren genaue Aufzeichnungen seiner Vermittlertätigkeiten vorhanden: „Dalla casa Dandolo una Resurrezione di Lazzero di Leandro Bassano, opera in alcune sue parti così saporita e calda, come se fosse di Jacopo. Le figure sono di nove in dieci once circa. Da una carta di Abramo Blommaert tolse Leandro questa invenzione…” (vgl. F. Algarotti, Raccolta di lettere sopra la pittura, e architectura, in “Opere”, VI, Livorno, 1765, p. 16). Wie Giuseppe Maria Pilo feststellt, entsprechen nicht nur die in Algarottis Aufzeichnungen angegebenen Maße wohl ungefähr dem vorliegenden Gemälde, sondern es wird auch exakt dieselbe Komposition, die sich an dem Vorbild Abraham Bloemaerts orientierte, beschrieben.