Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

08. Juni 2016, 18:00 Uhr

0952

„Porträt einer Dame“
1963
Öl auf Leinwand, ungerahmt
61 × 64,5 cm
Signiert links unten: Claudio Bravo
Datiert rechts: 1963 (in römischen Zahlen)

Provenienz

1963 vom Künstler erworben;
bis zum Tod der Dargestellten 2015 in deren Besitz;
seither Privatbesitz, Wien

Die vorliegende Arbeit wurde uns vom Archiv Claudio Bravo www.claudiobravo.com als authentisches Werk bestätigt.

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Auktion ist beendet.

„Als ich noch in Marbella war, hatte ich dort ein großes Haus gemietet und alle Leute fragten sich: ‚Warum hat er eine so riesige Villa, er lebt ja doch nur in seinem Studio? ‘ “ (Claudio Bravo)

Der chilenische Künstler Claudio Bravo besucht bereits mit elf Jahren die Kunstakademie. Schon zwei Jahre später wird er dort hinausgeworfen, da er anstatt die historischen Schwerter zu zeichnen, rasante Schwertkämpfe führt. Diese zwei Jahre sind wohl die einzigen Jahre seiner künstlerischen Ausbildung, denn als er sieben Jahre später, 1954, plant seine Ausbildung fortzusetzen, erkennen seine Lehrer schnell, dass sie ihm nichts beibringen können. Seine Begabung stellte alles Erlernbare in den Schatten.

Trotz seines großen Talentes hat der Künstler anfangs Schwierigkeiten als Künstler ernst genommen zu werden. Als er von Santiago in Chile nach Madrid zieht, versucht er sich dem Zeitgeist entsprechend in ungegenständlicher Malerei, doch diese Versuche scheitern. Am Ende steht immer ein realistisches Bild.
Sich selbst als gegenständlichen Maler zu akzeptieren fällt ihm anfänglich sehr schwer, doch wird er in Marbella schnell zu einer der gefragtesten Porträtisten der Mitglieder der feinen Gesellschaft vor Ort. Die Bismarcks, die Hohenlohes und sogar Carmencita, die Tochter des damaligen Diktators Francisco Franco stehen für ihn Modell. Ein Porträt von Claudio Bravo anfertigen zu lassen gehört in dieser Zeit in Marbella zum guten Ton. So entstehen um die 300 Werke, die teilweise Spanien bis dato nicht verlassen haben oder je publiziert wurden.
In genau diese Werkreihe lässt sich auch das hier angebotene Porträt einordnen, welches 1963 in Marbella entstand.

Die Werke dieses passionierten Künstlers bestechen durch ihre minutiöse Genauigkeit. Er legt besonderen Wert auf das Detail. Zu seinen Vorbildern gehören, dies betonte er zu Lebzeiten häufig, lediglich zwei Künstler: der Spanier Diego Velazquez und der Niederländer Jan Vermeer. Den Vergleich mit einem Fotorealisten lehnt er vehement ab und sieht sich selbst als Manierist, der Bewährtes nutzt, um es in Frage zu stellen.
Sein Werk lässt sich nicht klar einer genauen Strömung oder einem Stil zuordnen, da der Künstler zeitlebens sehr isoliert lebte und keiner Künstlergruppierung angehörte oder angehören wollte.

Claudio Bravo lebte nach seinem Aufenthalt in Marbella halbjährig im marokkanischen Tanger und in New York. Den von ihn bewunderten Lebensstil des 18. Jahrhunderts mit seiner höfischen Eleganz lebte er in Marokko aus. Dort residierte er wie ein spanischer Grande, der aus der Zeit gefallen schien. (AKE)