Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

08. Juni 2016, 18:00 Uhr

0936

Karl Prantl*

(Pöttsching 1923 - 2010 Pöttsching)

„o.T. (zwei Akte)“
1947/49
Kohlezeichung auf Papier; ungerahmt
49,5 × 47 cm
Signiert und datiert rechts unten: K. Prantl 19-47/49

Provenienz

österreichische Privatsammlung

Schätzpreis: € 8.000 - 16.000
Auktion ist beendet.

Die Zeichnungen, um 1947 datiert, sind in der Studienzeit Karl Prantls an der Wiener Akademie der bildenden Künste entstanden. 1952 verlässt der Künstler die Malereiklasse mit einem Diplom, wendet sich aber in der Folgezeit der Skulptur zu. Der Stein wird sein bevorzugtes Material. Für seine künstlerische Entwicklung ist aber die malerische und zeichnerischen Annäherung an die Avantgarde eine wichtige Vorstufe. Einerseits sieht man den Einfluss seines Lehrers an der Akademie, Albert Paris Gütersloh, dem Wegbereiter und geistigen Vater des Phantastischen Realismus, wie in der Bleistiftzeichnung „Modell mit Thonetsessel“, andererseits kommt es zu einer grafischen Aufarbeitung der wichtigsten internationalen Stilrichtungen der Vorkriegszeit wie dem Futurismus, Surrealismus und einem vom Kubismus ausgehenden figuralen Stil. Die aufstrebenden Künstler im Nachkriegs-Wien suchen den Anschluss an die internationale Entwicklung. Albert Paris Gütersloh als Lehrer spielt hier sicherlich eine wesentliche Rolle, als Art-Club Präsident und Präsident der Wiener Secession, ist er bestrebt einen regen Diskurs unter den jungen Künstler zu initiieren. Man darf annehmen, dass auch Karl Prantl in diesen Diskurs involviert war.

Die Papierarbeiten weisen auf eine Auseinandersetzung mit dem Werk von Francis Picabia, Fernand Léger, Robert Delaunay, Marcel Duchamp und Max Ernst hin. Zeitgleich werden zeichnerisch die Stilmittel unterschiedlicher Richtungen erprobt. Es gelingt Karl Prantl die Möglichkeiten der durchaus differierenden Herangehensweisen auszuloten. Dabei geht es aber stets um Volumina und ihr Verhältnis zum Raum, eine künstlerische Fragestellung, die ihn in der Folge auch als Bildhauer beschäftigen wird. Bewusst wurden auch in der großen Albertina-Ausstellung 2015, „Karl Prantl – Die Sprache der Steine“, frühe grafische Arbeiten dem skulpturalen Werk gegenübergestellt. (Sophie Cieslar)