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Die ersten eigenständigen Arbeiten von Hans Bischoffshausen sind in Anlehnung an Pablo Picasso, Paul Klee und Joan Miro zu sehen. Ab 1952 begann er mit verschiedenen Materialien zu experimentieren. Es entstanden Materialcollagen, Sandbilder und Bilder auf mit Asche und Asphalt grundierten Oberflächen, in denen gestische Zeichen und kalligrafische Elemente eingeschrieben sind. Die Arbeiten von 1956/57 sind gekennzeichnet durch eine kurze informelle Phase, die malerisch der lyrischen Abstraktion zuzuordnen ist. Bischoffshausen orientierte sich zunächst am benachbarten Italien und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen. 1959 übersiedelte er nach Paris, wo in den folgenden 12 Jahren seine wichtigsten Arbeiten entstanden, nämlich Serien von monochromen Strukturbildern, Gebetstafeln und Energiefeldern - wie das vorliegende Werk.
Diese Arbeit zeigt ein mittig komprimiertes Feld welches sich formlos zu den Rändern hin verliert. Bischoffshausen erfand anonyme Elemente ohne jede Symbolik. Sie mussten einfach in der Herstellung und Form sein und leicht zu wiederholen. Die Struktur arbeitete er aus dem Fond heraus. Bildnerisches Element bei den Energiefeldern ist die Rippe. Sie entsteht durch einen Schub mit der Spachtel in einer formbaren Masse. Daraus stellte Bischoffshausen ein Gesamtbild zusammen. Die strukturschaffenden Elemente erweitern den Bildraum durch ihre Ausbreitung auf der Bildfläche, wobei Leere und Fülle von gleicher künstlerischer Qualität sind. Weiß als die Summe aller Farben repräsentiert die höchste Stufe der Abstraktion im Farbbereich. Leere und Stille entsteht durch das Fehlen von Farbe und Gegenstand. Licht und Schatten des Reliefs konstituieren die Bildwirkung mit. Verdichtung und Auflösung sind das abstrakte Thema dieser Serie von Energiefeldern.
Bischoffshausens Werk reflektierte ab 1958 Aspekte aus den Arbeiten von Luigi Fontana. Dieser war von 1956 bis zu seinem Tod 1968 ein Freund und Förderer des Künstlers, insbesondere in Verbindung mit der Künstlergruppe „ZERO“ an deren Ausstellungen Bischoffshausen ab 1962 teilgenommen hat. Den Künstlern ging es um eine spirituelle Erneuerung und um eine Befreiung von Schuldgefühlen in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Kunst soll bei der Stunde NULL anfangen - das bedeutet ZERO. Die Rückkehr zum Nullpunkt der Malerei bot eine grenzenlose Freiheit, wurde aber gleichzeitig eingeschränkt durch deren künstlerische Forderung nach Reinheit, Leere und Stille. Energie, Licht, Materie und Struktur sind allein wesentlich für den Ausdruck. (Christa Armann)