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Karl Otto Götz zählt zu den bedeutendsten Malern europäischer Nachkriegskunst. Zeitgleich zur Entwicklung der Abstrakten Expressionisten in den USA wie bei u.a. Jackson Pollock, versuchte auch Götz die Schnelligkeit des Malvorganges zu steigern. 1952 malte er sein letztes Ölbild und startete einen Neuanfang mit seiner neuen Maltechnik mit einem breiten Pinsel, einer Rakel aus Holz und einer Mischung aus Kleister und Gouachefarbe. Das hier vorliegende Bild von 1955 zählt zu den seltenen Bildern seines Frühwerks. Der 1914 in Aachen geborene Götz malte es schnell und spontan auf transparentem Papier mit malerischen Zufall präzise und kontrolliert - frei nach seinem Credo: Aktion und Reflexion.
Götz' Aktionen sind zuvor präzise entworfen und durchdacht. Der Rakel formt Schwünge, Farbspritzer, die Schlieren und Verwerfungen. Nasse Farbspuren werden anschließend mit einem trockenen Pinsel bearbeitet, so dass die Linien ineinander übergehen oder sich verwischen. Auch die vorliegende Arbeit weist bereits alle typischen Wesensmerkmale des Künstlers auf. Bis in diese Tage malt der heute 102-Jährige in gleicher Weise seine Bilder.
Götz zählt zu der Generation von Künstlern; die im Jahr 1935 von den Nazis mit einem Mal- und Ausstellungsverbot belegt wurden. Nach dem Krieg nahm er an der Documenta 2 (1959), an zwei Venedig-Biennalen und unzähligen Einzelausstellungen teil. Vier Jahre nachdem er dieses Bild malte, wurde er Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Bis 1979 lehrte er "freie Malerei" seinen Schülern wie u.a. Gerhard Richter, Gotthard Graubner, Sigmar Polke, Götz' spätere Frau Rissa und Franz Erhardt Walther.
Im Zuge einer Wiederentdeckung des europäischen Informel, bietet diese Arbeit die seltene Gelegenheit, ein herausragendes Stück aus den Anfängen eines derzeit noch untersschätzten Sammelgebietes für die Sammlung zu sichern (Sebastian C. Strenger - Europäischer Kunstverein e.V. / European Art Association).