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Auktion: Antiquitäten

13. April 2016, 15:00 Uhr

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Objekt

0401

Musealer Pokal mit Kriegerköpfen

Innsbrucker Hofglashütte, 1571-1591
entfärbtes Glas mit leichtem Graustich; Abrissnarbe am Stand, Diamantgravur, Vergoldung und Lackbemalung; runder Stand, in die Form geblasener Schaft mit Löwenköpfen; große, bauchige Kuppa mit zartem, mit dem Diamant gerissenem Dekor, 2 gemalte Kartuschen, darin in Gold auf rotem Grund mit der Nadel radierte Ritterköpfe, Rankendekor; eingezogenene, hohe Lippe mit diamantgerissener Blätterbordüre; Malerei berieben
H. 17,8 cm

Provenienz

italienischer Privatbesitz

Literatur

vgl. Erich Egg, Die Glashütten zu Hall und Innsbruck im 16. Jahrhundert, Innsbruck 1962, Abb. 27, 28, 30;
Rudolf von Strasser/Sabine Baumgärtner, Licht und Farbe. Dekoriertes Glas. Die Sammlung Rudolf von Strasser, Schriften des Kunsthistorischen Museums Wien, Wien 2002, Nr. 8-11, S. 33-38

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 70.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die in der Renaissance auch auf Fayencen beliebten Köpfe antiker Krieger sind häufig nach Vorbildern von Virgil Solis bemalt. Unter den Gläsern, die aus Schloss Ambras in das Kunsthistorische Museum Wien gelangt sind, befindet sich ein kleiner Deckelpokal, dessen lediglich gravierter Dekor ebenfalls Kriegerköpfer aufweist (Kunstkammer, Inv.-Nr. 3295). Form und Dekor zeigen alle Merkmale, die Erzherzog Ferdinand von Tirol bei venezianischen Gläsern schätzte und die er in der von ihm gegründeten Innsbrucker Hofglashütte (1571-1591) herstellen ließ: die verspielte Leichtigkeit der Form und das Nebeneinander von Farbe und Diamantgravur. Die Wandungsstärke der Gefäße - sie beträgt oft nur wenige Millimeter - weist sie als Kunstkammer- und Sammlerstücke aus. Von einer Reihe ähnlicher Gläser wird vermutet, dass sie als Geschenke an befreundete Fürsten gedient haben oder auch im damals zugelassenen freien Verkauf in Umlauf kamen.
Vergleichbare Pokale aus der Sammlung Erzherzog Ferdinands im Schloss Ambras bei Innsbruck befinden sich im Kunsthistorischen Museum Wien; weitere derartige Gefäße besitzen das Corning Museum of Glass, die Wallace Collection London, das Prager Kunstgewerbemuseum und die Kunstsammlungen der Veste Coburg. (Strasser/Baumgärtner, Licht und Farbe, 2002, S. 33, 35)