Auktionshaus

Auktion: Antiquitäten

13. April 2016, 15:00 Uhr

0638

Mumienmaske

Ägypten, griechisch-römische Zeit, 2. Jh. v. Chr. - 1. Jh. n. Chr.
Leinwand, Stuck, bemalt und z. T. vergoldet; moderner Sockel; Altersschäden
H. 50 cm

Provenienz

seit Ende des 19. Jahrhunderts in österreichischem Privatbesitz;
durch Erbgang an den derzeitigen Besitzer

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Auktion ist beendet.

Die Jahrtausende alte Mumifizierungssitte Ägyptens wurde bis weit in die römische Zeit beibehalten. Die Umhüllung des mumifizierten Körpers, vor allem des Kopfes, zum Schutz vor Vergänglichkeit und Verfall war ein wesentlicher Bestandteil der altägyptischen Bestattung. Die über dem Gesicht des/der Toten auf gestärktem und den Körperformen angepassten Leinen aufgesetzte Mumienmaske zeigt alle Details, wie sie für die Masken dieser Zeit typisch waren: eine das vergoldete Gesicht einrahmende, bis über die Brust heranreichende Strähnenperücke, die an den unteren Enden jeweils von bunten Bänden zusammengehalten wird. Die zwischen den teils senkrecht schraffierten, teils von parallelen Linien begrenzten Bildfelder enthalten jeweils drei sitzende Göttergestalten, die aufgrund ihrer Kopfbedeckung von innen nach außen angeordnet als Isis, Osiris und Nephthys zu identifizieren sind. Jeweils in der Mitte sitzt der Totenherrscher Osiris bekrönt mit der Atefkrone, vor ihm die bei allen Begräbnissen als Schutzgöttin beigestellte Gemahlin des Osiris Isis, erkennbar an ihrer als Thron geformten Namenshieroglyphe auf ihrem Kopf, bzw. hinter ihm seine Schwester, die Totengöttin Nephthys, die "Herrin des (Toten)Hauses)", ebenfalls mit der entsprechenden Namenshieroglyphe auf ihrem Kopf. Alle sechs Götter halten vor sich das sogenannte Was-Szepter, ein mit einem stilisierten Tierkopf versehener Stab, der sowohl als Machtsymbol für die Götter als auch als Glückssymbol für den Toten fungierte.
Rechts und links der Haarstreifen sind am äußeren Rand der Maske das Horus- oder Udjat-Auge abgebildet, ebenfalls ein Symbol, das die Unversehrtheit der Mumie gewährleisten sollte. Die Fläche zwischen den Haarsträhnen ist mit linearen Streifen bunt dekoriert und assoziiert die reich gewebten Stoffe der damaligen Kleidung. Auch der mit Rosetten auf quadratischen Bildfeldern geschmückte untere Abschluss der Maske ist von besonderer Farbigkeit.
Besondere Beachtung findet das vergoldete Gesicht, dessen große, leicht schräg gestellte Augen einen Blick in die Ewigkeit anzudeuten scheinen. Nur das Gesicht ist vergoldet, die Wangenpartie, Hals und Ohren sind weiß belassen, eine dünne rote Begrenzungslinie trennt das Gesicht von der Perücke. Ringellöckchen begrenzen die Stirn, die darüber liegenden Haarbänder sind nur zum Teil ausgearbeitet.
Die Vergoldung des Gesichtsfeldes spricht für die vornehme Herkunft des oder der Bestatteten, auch wenn vielleicht aus Ersparnisgründen die Seitenteile des Kopfes unvergoldet blieben. Gold galt aufgrund seiner Unvergänglichkeit als das "Fleisch der Götter", so sollte auch das vergoldete Gesicht wie die Mumifizierung das Weiterleben des Toten im Jenseits sicherstellen. (Wilfried Seipel)