Auktionshaus

Auktion: Antiquitäten

13. April 2016, 15:00 Uhr

0504

Seltener Renaissance-Tischpomander

Deutsch, 16. Jahrhundert
Messing, vergoldet; rundes, zweifach aufklappbares Behältnis mit einem harkenförmigen Verschluss, Klappscharnier; in der ersten Dose vier Unterteilungen mit Resten alter Duftsubstanzen, im Deckel die gravierte Bezeichnung "Negel / Ambra / Ganel / Rosen", mittig gravierter Blumendekor; das zweite Fach sechsmal unterteilt, ebenfalls bezeichnet "Musc / Sand / Cast / Zitr / Schl / Ziem", Blumendekor; außen gravierte Ranken; am Deckel eine durchbrochen gearbeitete Kugel, in der Hälfte abnehmbar und mit einer Schraube oben fixiert, darin verbirgt sich ein altes Schnurknäuel zum Tränken mit einer Duftsubstanz; seltene Form eines Tischpomanders
H. 7,5 cm; Dm. 4,7 cm

Provenienz

Wiener Privatsammlung

Schätzpreis: € 5.000 - 10.000
Auktion ist beendet.

Als Pomander bezeichnet man kleine Behältnisse, in denen duftende Essenzen verwahrt wurden. Der Begriff lässt sich aus dem französischen "pomme d’ambre" herleiten, was soviel bedeutet wie Amberapfel und wohl auf die ursprüngliche Verarbeitung des Ambers zu einer runden Kugel zurückzuführen ist. Amber ist eine organische Substanz aus dem Verdauungstrakt von Pottwalen. Erst das jahrelange Treiben am Meer, das ein Zusammenspiel von Salzwasser, Luft und Licht mit sich führt, setzt die angenehmen, sehr exquisiten Duftstoffe frei. Heute wie damals ist das Auffinden von Amberklumpen sehr selten, da diese kaum an Land gespühlt werden. Aus diesem Grund war es dem hohen Adel und Klerus vorbehalten, sich mit diesem Duft zu umgeben. In unserer Zeit findet er in seiner natürlichen Form kaum mehr Verwendung, sondern wird synthetisch hergestellt.

Die vorerst noch in netzähnlichen Säckchen getragenen Duftkugeln wurden im 14. Jahrhundert in Gefäße aus Silber und Gold gesteckt, die oftmals auch dekorativ verziert wurden. Durch andere Duftstoffe erweitert, ergab sich ein wohlriechendes Potpourri, das den Träger in einen angenehmen Duft hüllte. Dies war in Zeiten, als das Baden nicht unbedingt mit dem Begriff Körperpflege gleichgesetzt wurde, besonders nützlich.