Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

24. November 2015, 16:00 Uhr

0054

Rudolf Wacker

(Bregenz 1893 - 1939 Bregenz)

„Uferlandschaft (Blick von Mehrerau in Richtung Lindau und Pfänderrücken)“
1935
Mischtechnik auf Sperrholz
60 × 75 cm
Signiert und datiert links unten: R. Wacker 35
Rückseitig eigenhändig bezeichnet: B 75 H 60 / Rudolf Wacker / Bregenz / 1935 / "Uferlandschaft"
Originalrahmen vorhanden

Provenienz

1935 direkt von Rudolf Wacker erworben, Privatbesitz OÖ; deutscher Privatbesitz; Hassfurther Wien, Auktion am 29. 11. 2007, lot 11; Privatbesitz, Vorarlberg

Ausstellung

1935 Bregenz, 4. Ausstellung der Vorarlberger Kunstgemeinde

Literatur

Max Haller, Rudolf Wacker 1893 - 1939, Biografie mit dem Oeuvre-Katalog des malerischen Werkes, Lustenau 1971, WV-Nr. 305 (o. Abb.); Bregenzer Kunstverein (Hg.), Rudolf Wacker und Zeitgenossen. Expressionismus und Neue Sachlichkeit, Ausstellungskatalog Bregenzer Kunstverein, Kunsthaus Bregenz, 1993, Nr. 229, Abb. S. 211; Kunsthaus Bregenz, Rudolf Wacker-Archiv W 408

Wir danken Dr. Jürgen Thaler, Franz-Michael-Felder-Archiv der Vorarlberger Landesbibliothek / Vorarlberger Literaturarchiv, für die freundlichen Hinweise.

Schätzpreis: € 150.000 - 300.000
Ergebnis: € 281.600 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Wie viele seiner Zeitgenossen litt Rudolf Wacker in den dreißiger Jahren unter den Bedrohungen, die von der politischen Situation ausgingen. Nach dem Einmarsch der NS-Truppen in Österreich sollte sich die Lage für ihn zuspitzen, als bei ihm im Mai 1938 Hausdurchsuchungen und Verhöre durch die Gestapo stattfanden.
Das Naturerlebnis und der Fokus auf die Schönheit der Landschaft bedeuteten für Wacker in dieser schweren Zeit eine Möglichkeit, die Besorgnis erregende Gegenwart ein wenig auszublenden. Er widmete sich nun verstärkt Landschaftsmotiven und ließ sich von den Gärten und der Umgebung am Ufer des Bodensees zu stimmungsvollen Gemälden inspirieren. Sein Blick auf die Landschaft und das Banale des Alltags war jedoch nur vordergründig unbeschwert. In sein Tagebuch schrieb Wacker dazu 1932: "Wenn Idyllisches dargestellt wird, kann es nicht ohne kritischen Abstand geschehen, wir selbst können nicht mehr in der Idylle sein. Wir stellen sie noch fest, in irgendeinem Winkel, als Rest, als Vergehendes, Vergangenes, - mit einer Spur von Traurigkeit im Herzen, mit etwas Spott im Kopfe, mit Sinnen, die darüber weg in die Ferne denken." (Rudolf Wacker, Tagebuchnotiz, 8. 4. 1932, vgl. Rudolf Sagmeister, Rudolf Wacker. Tagebücher 1919-1939, Vaduz 1990, S. 604f.)

Die "Uferlandschaft" am Bodensee ist ein beeindruckendes Bravurstück an altmeisterlicher Maltechnik, mit der Wacker akribisch auch das noch so kleinste Detail auf die Leinwand bannt. Für den Künstler selbst war dieses Gemälde von großer Bedeutung. In seinen Tagebucheinträgen nimmt er mehrfach auf das Bild Bezug. Am 16. Juni 1935 notiert er: "Anstrengende Arbeit an den 2 Landschaften (Uferlandschaft und Gärten mit Gebhardsberg), deren endlose Details viel Disziplin erfordern…" und am 29. Juni 1935 schreibt er: "Seelandschaft fertig gemalt. Dazu: Brief an Dr. Großmann: Viele 10stündige Arbeitstage, - das machen die unzählbaren Zweige, Blätter, Grashalme. Dennoch, man kann die meinen zählen - vielleicht haben es die Impressionisten doch klüger angefangen, die nur so getan haben als ob alles da wäre, während wir es versuchen alle Kräuter wirklich wachsen zu lassen…" (vgl. Rudolf Sagmeister, Rudolf Wacker. Tagebücher, S. 660 und S. 664) (CMG)